Der Blog von Dirk Hohnsträter
Newsletter

Apple: Datenschutz als Wettbewerbsvorteil

Der Grad an daten- und persönlichkeitsrechtlichem Schutz, den ein Unternehmen bietet, ergibt sich aus dessen Geschäftsmodell. Wo, wie bei Apple, das Geld mit dem gemacht wird, was die Firma tatsächlich anbietet – und nicht mit Werbung – kann der Datenschutz im Kern verankert werden. Wo, wie bei Google und Facebook, ein Konzern sich letztlich mit Datenhandel finanziert, liegt die Sache anders.

Datenschutz

Als Facebook im Januar 2012 den Newsfeed von 689 003 Nutzern im Rahmen eines sozialpsychologischen Experimentes eine Woche lang manipulierte, ohne dass die Nutzer davon wussten, teilte der Konzern mit, der Versuch sei durch die Geschäftsbedingungen gedeckt. Jeder Nutzer von Facebook kann wissen, dass Transparenz und Privatheit keine tief im Unternehmensmodell verankerten Werte sind.

Liest man hingegen Apples Privacy Policy, trifft man auf außergewöhnlich klare, verbraucherfreundliche Bestimmungen, wie der Sicherheitsexperte Rich Mogull kürzlich herausstellte. Er weist zudem darauf hin, dass Apples Software – etwa im Gegensatz zu Android – so gestaltet ist, dass Programme Dritter an unerwünschten Zugriffen auf persönliche Daten gehindert werden. Mogulls Fazit:

„With every iteration of OS X, iOS, and iCloud, we see Apple increasing the privacy protections it provides its users. It has consistently enabled customers to protect their personal information from advertisers, governments, third-party developers, and even Apple itself.“

Konnte der Firma unter dem späten Steve Jobs ein Verblassen ihrer gegenkulturellen Wurzeln vorgehalten werden, so scheint unter Tim Cook eine Rückkehr kritischer Impulse in die Unternehmens-DNA zu erfolgen. Wenn der CEO auf San Franciscos Pride Parade gesehen wird oder er den Text zur Ökologiekampagne des Konzerns persönlich einspricht, lässt sich das als geschicktes Marketing verbuchen. Selbst die teilweise Rückverlegung der Produktion in die USA mag primär als Symbolhandeln eingestuft werden. Interessant wird es jedoch, wenn Apples Software Nachrichtentransfer und Videotelefonie standardmäßig end-to-end verschlüsselt oder in der nächsten Version des Betriebssystems die trackingfreie Suchmaschine DuckDuckGo eine Standardoption darstellt. Die aus gänzlich anderen Zusammenhängen stammende, produktzentrierte Unternehmensphilosophie birgt im Kontext von Big Data das Potenzial, Privatheit als Wettbewerbsvorteil auszuspielen. Das Unternehmen zielt damit auf genau jene Minderheit von Kunden, denen Datenschutz etwas wert ist. Zu diskutieren, ob dahinter Kalkül oder Überzeugung steckt, ist müßig, solange die Produkte einen Unterschied machen.

Mehr zum Thema finden Sie hier.

4. Juli 2014