Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Evgeny Morozov über kritisches Konsumgüterdesign

In der heutigen Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung findet sich ein lesenswertes Gespräch mit Evgeny Morozov, dem aus Weißrussland stammenden und derzeit an der Harvard University forschenden Denker der digitalen Welt. Bemerkenswert konkret ist ein konsumkritischer Vorschlag, den Morozov unterbreitet:

„Ich will Konsumenten haben, die sich jedes Mal in Bürger verwandeln, wenn sie Daten preisgeben müssen. Um das zu erzielen, könnte man etwa die informationstechnologische Infrastruktur so anlegen, dass es immer wieder zu Brüchen und Pannen kommt und dadurch die Leute in die Lage versetzt werden, ihren aktuellen gesellschaftlichen Denk- und Interaktionsmodus kurz aufzugeben und sich als Teil eines größeren Ganzen zu fühlen, sei es nun die Menschheit oder die Nation oder etwas anderes, was ihr Konsumentendasein hinter sich lässt. So wäre zu fragen, wie wir mit dem Design von Konsumgütern die Leute für die politische Dimension von Gegenständen sensibilisieren können. Im Buch erwähne ich ein Verlängerungskabel, das wie eine Raupe aussieht und sich wie unter Schmerzen krümmt, sobald ein Gerät in Stand-by-Betrieb übergeht. Das Ziel besteht nicht nur darin, dass der Stecker aus dem Gerät gezogen wird, sondern auch, dass man dazu zum Nachdenken angeregt wird, das gesellschaftspolitisch Richtige zu tun.“

12. Oktober 2013