Relevanz. Trevor Paglen im Frankfurter Kunstverein
„Cause I can see the future and it’s a place – about 70 miles east of here.“
Laurie Anderson, Big Science, 1982
Trevor Paglen beobachtet Beobachter, die unerkannt bleiben wollen. Er arbeitet investigativ. Er findet heraus, wo sich geheime Datenzentren, verborgene Transportwege und unterirdische Glasfaserleitungen befinden, fotografiert und dokumentiert sie. Er zeigt, wie die Deutsche Gesellschaft für Photographie es anlässlich der Verleihung ihres Kulturpreises an Paglen ausdrückte, „Systeme der Überwachung, politischen Einflussnahme und Gewaltausübung von Großmächten“. Auf seinen auf unheimliche Art berückenden Bilder sieht man Sperrgebiete und Infrastruktur: Flugplätze, Militärbasen, Abhörstationen – und sieht sie doch nicht.
Derzeit widmet der Frankfurter Kunstverein dem 1974 geborenen Künstler eine Überblicksschau. Paglen, Absolvent des Art Institute of Chicago und zugleich promovierter Geograph, ändert unseren Blick auf den nächtlichen Himmel so, wie Laurie Andersons berühmter Satz „Satellites are out tonight“ es vorweggenommen hat. Er fotografiert die Flugbahnen von Überwachungssatelliten und Drohnen. Er visualisiert gleichsam den Titel von Glenn Greenwalds epochemachendem Edward-Snowden-Buch: No Place to Hide. Wer Paglens Bilder sieht, sieht die Welt, in der wir seit irritierend kurzer Zeit leben und unsere Kinder von Anfang an gelebt haben werden.
Es gibt nicht viele Kunstausstellungen, die das Prädikat notwendig verdienen. Diese zählt dazu.
Bis 30.8.
Die Abbildungen zeigen folgende Arbeiten: Four Geostationary Satellites Above the Sierra Nevada (2007), They Watch the Moon (2010) und Reaper Drone (Indian Springs, NV Distance ~ 2 miles) (2010)
Fotos: © Trevor Paglen, courtesy Galerie Thomas Zander, Köln / Altman Siegel Gallery, San Francisco / Metro Pictures, New York
24. Juli 2015