Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Drei Fragen an … den Friseur Burkhard Dumont

Burkhard Dumont (55) ist Friseur. In der Boulevardpresse wird man ihn vergebens suchen. Und doch reisen seine Kundinnen aus Luxemburg, Österreich und der Schweiz nach Köln, um sich von ihm die Haare schneiden zu lassen. Keine Werbung, keine Website, nur der kleine, von ihm selbst eingerichtete und betriebene Salon an der Kölner Mauritiuskirche. Denn hier schneidet ein Mann die Haare, der sein Handwerk versteht. Wer mit ihm ins Gespräch kommt, begreift sofort, dass das Haareschneiden eine Kulturtechnik ist, die man mit umfassendem Qualitätssinn und doch ganz undogmatisch betreiben kann.

Burkhard Dumont

Während seiner Ausbildung Anfang der 1980er Jahre hielt sich Burkhard Dumont immer wieder für mehrere Monate in London auf, um die dortige, moderne Haarschneidetechnik aus erster Hand zu erlernen. Nach seiner Meisterprüfung unterrichtete er zehn Jahre lang an einer privaten Kölner Friseurschule, für die er auch in Belgien, Österreich und der Schweiz Schulungen durchführte. Zusammen mit einigen Kollegen war Dumont zudem als Trendscout tätig und erkundete die visuellen Entwicklungen der Zeit, um sie für das Friseurhandwerk fruchtbar zu machen.

Burkhard Dumont Friseur

Im Jahr 2002 machte Burkhard Dumont sich schließlich selbständig; der heutige Salon besteht seit 2006. Von Anfang an nutzte Dumont den zurückhaltend eingerichteten Raum auch für kleine Ausstellungen, deren Exponate ebenso von anerkannten Künstlern stammen können wie von Laien. Zu den Vernissagen lädt er Kundinnen und Freunde ein. Auf Frisurenposter verzichtet er – und sorgt lieber durch wechselnde Werke an den Wänden für eine anregende Atmosphäre.

Burkhard Dumont Friseur Köln

Als Friseur, sagt Dumont, sei er an erster Stelle Handwerker, an zweiter Künstler und an dritter Kaufmann. Für INVENTUR war er bereit, über seine persönliche Vorstellung von Qualität zu sprechen.

Was verstehen Sie unter Qualität?

„Als junger Mann habe ich viel geschaut: Was ist auf der Straße los? Wie sehen die Autos aus, wie die Architektur? Und wie kann man daraus Schnitte machen? Heute hingegen lautet meine wichtigste Frage: Wie sieht die Kundin aus? Was steht ihr? Man kann einem Model die neueste Mode überstülpen, aber es ist wichtiger, erst einmal zuzuhören. Den Menschen zu sehen und dann zu überlegen, was möglich ist. Das gehört zu den Dingen, die ich als Selbständiger gelernt habe und die für mich zur Qualität eines Salons zählen.
Zu einer guten Beratung gehört es meiner Ansicht nach auch, zum Beispiel von extremen Färbungen abzuraten, die dem Haar schaden können. Haartypen sind sehr individuell, und selbst Bio-Pflegeprodukte sind nicht automatisch empfehlenswert. Zum Beispiel kann lockiges Haar mit pflanzlichen Färbeprodukten leicht austrocknen.“

Wie setzen Sie diese Vorstellung in Ihrer Arbeit um?

„Man braucht eigentlich nicht viel. Den Salon habe ich selbst gestaltet. Das Logo im Fenster stammt von dem russischen Künstler Vladimir Kuzmin. Aber was wichtig ist, das sind die Werkzeuge, mit denen man tagtäglich arbeitet. Man darf sich nicht ständig darüber ärgern müssen, sie sollen die Arbeit erleichtern. Eine Schere zum Beispiel darf die Haare nicht wegschieben, sie muss gerade schneiden.
Um gut beraten zu können und das Haar so zu schneiden, dass die Frisur auch ein paar Monate Bestand hat, nehme ich mir Zeit und vergebe nur Stundentermine – außer natürlich, die Kundin hat es eilig.“

An welchem Beispiel wird Ihr Qualitätsideal besonders deutlich?

„Irgendwann bin ich auf handgemachte Scheren aus rostfreiem, japanischen Stahl aufmerksam geworden. Mit einem Importeur habe ich viele Modelle verglichen und erkundet, worauf es ankommt: die Länge der Schneideflächen zum Beispiel, die Ergonomie der Finger, die Dicke … Solche Scheren sind sehr teuer, aber auch langlebig und optimal für ein müheloses Arbeiten.“

Eine Liste aller Interviews mit Qualitätsexperten finden Sie im Archiv.

13. Februar 2015