Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Mad Men (Episode 5): Sich selbst erfinden

Sie erfinden Slogans, Produkte und Bedürfnisse. Sie denken sich schöne Namen aus, wie den „executive account“, ein Bankkonto für Männer, die zur Finanzierung ihrer Liebschaften eine zweite Buchführung brauchen, deren Kontoauszüge ins Büro geschickt werden. Und in ihrer Freizeit erfinden sie weitere Geschichten, in der Hoffnung, publiziert und als Schriftsteller erfolgreich zu werden. Don Drapers Mitarbeiter haben alle Manuskripte in der Schublade, doch nur Ken Cosgrove schafft es, eine Short Story im Atlantic Monthly zu veröffentlichen. Der Neid seiner Kollegen ist ihm sicher.

Draper aber, der gerade eine Auszeichnung für seine Arbeit erhalten hat und in jedem Brainstorming die anderen überflügelt, gehen solche Ambitionen ab. Denn sein eigenes Leben ist eine einzige Erfindung. Don ist buchstäblich unter falschem Namen unterwegs, und seinen Halbbruder, der ihn an die demütigende, schmerzhafte Herkunft erinnert, weist er zurück. Donald Draper ist ein Selfmademan im allerwörtlichsten Sinne. Sein Name, wie Elisabeth Bronfen in ihrem lesenswerten Buch Mad Men (Zürich-Berlin: diaphanes 2015, S. 65) herausstellt, ist Programm:

„Klingt sein Vorname gleich wie das englische Wort für Morgenröte (dawn), so verweist dieser auf jenes Vorwärtsstreben, das der amerikanische Traum emphatisch propagiert. Sein Nachname hingegen deutet einen Verstellungsakt an, bedeutet to drape doch, sich etwas anzuziehen, sich mit etwas zu schmücken oder zu verhüllen.“

Die Selbstschöpfung, die Don Draper lebt, ist unbeirrbar auf die Zukunft gerichtet. Darin gleicht sie dem Konsum, bei dem nur der jeweils nächste Kauf zählt, der dann, endlich, Ruhe zu geben verspricht.

Hinweis: Die DVD-Box „Mad Men. Die komplette Serie“ verwechselt die Reihenfolge der Episoden. Episode 5 erscheint dort fälschlicherweise als Episode 7.

9. Februar 2016