Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Mad Men (Episode 6): Selling Israel

Wie motiviert man amerikanische Touristen zu einer Israelreise, trotz bewaffneter Konflikte in der Region, kapitalismuskritischer Kibbuzim und attraktiver Alternativen in aller Welt? Außer Orangen und schönen Frauen fällt Drapers Team kein vermarktbarer Reiz ein. Ratlos betrachtet Don das Material auf seinem Schreibtisch: Fotos von KZ-Opfern liegen dort neben einer israelischen Illustrierten. Er liest Leon Uris‘ Roman Exodus, bleibt ratlos, verabredet sich schließlich mit Rachel Menken, der jüdischen Kaufhaus-Erbin, die ihn meidet und sich doch zu ihm hingezogen fühlt.

Was das Judentum ausmache, will Draper von ihr wissen. Sie fühle sich als Amerikanerin, erwidert Menken. Erinnert ihn an die Verhaftung Eichmanns in Argentinien vor einer Woche. Spricht über das Exil und – just in jenem Moment als Don ihre Hand berührt – über die Doppelbedeutung des Wortes Utopie als „the good place“ und „the place that cannot be“. Es ist das Gespräch zweier, die inmitten ihrer Arriviertheit spüren, dass sie letztlich keinen Ort in der Welt haben.

Rachel Menken, von Maggie Siff unwiderstehlich gespielt, ist die einzige Frau der ganzen Serie, mit der Don tatsächlich eine gleichberechtigte Beziehung haben könnte. Sie ist selbstbewusst, intelligent, attraktiv – und reich. Rachel Menken hat Klasse, und mit Don verbindet sie ein abgründiges Einverständnis, das das Zusammensein beider tief und erregend macht. Doch Draper wird es vermasseln. Als ahnte er, dass das Glück seiner Kreativität den Antrieb nähme, zahlt er den idiotischen Preis seines Erfolgs. Überlässt sich dem Zwang seiner Herkunft. Träumt den amerikanischen Traum.

Hinweis: Die DVD-Box „Mad Men. Die komplette Serie“ verwechselt die Reihenfolge der Episoden. Episode 6 erscheint dort fälschlicherweise als Episode 5.

16. Februar 2016