Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Mad Men (Episode 20): The Smell of a New Car

„Happiness is the smell of a new car.“
Don Draper, Episode 1

Die Angestellten rätseln: Ist Mark Rothkos Gemälde Four Reds (1957), das Agenturchef Bert Cooper in sein Büro gehängt hat, bloß ein künstlerischer Betrug und eine raffinierte Geldanlage? Oder löst es eine schwindelerregende Stimmung bei seinen Betrachtern aus, die tiefer rührt als das karrierenotwendige Kultivieren blinder Flecken es ihnen erlaubt?

Szenenwechsel: Don Draper zögert, sich einen Cadillac Coup de Ville (1962) zu kaufen, obwohl er sich ihn leisten kann (und, wie Roger Sterling souffliert, das Leben endlich ist). Und er bleibt misstrauisch, als seine Mentoren Sterling und Cooper ihm den nächsten Karriereschritt eröffnen. Seine Identität, sein Privatleben, sein sozialer und beruflicher Aufstieg – sind sie nicht mindestens so sehr ein Betrug wie die Branche, in der er tätig ist?

Don kauft den Wagen, und fährt mit seiner Familie zu einem Picknick. Bedenkenlos wirft er eine Bierdose in die Landschaft. (Es ist dieselbe Folge, in der die Agentur sich Werbung für ein neues Produkt ausdenkt: Pampers Wegwerfwindeln.) Vor der Rückfahrt schüttelt Betty die Decke aus, der Müll bleibt liegen, als sei es das Natürlichste der Welt. Lakonischer lässt sich die Unschuld der amerikanischen Konsumkultur Anfang der 1960er Jahre kaum darstellen. Es ist noch nicht lange her, seit Werbekritiker Vance Packart (The Hidden Persuaders, 1958) sein Buch The Waste Makers (1961) vorgelegt hat und Hannah Arendt in The Human Condition (1958) die „waste economy“ kritisierte.

Kein Konsum ohne Abfall, keine Karriere ohne Opfer, keine Affäre ohne Verletzungen. Am Ende der Episode kotzt Betty in den brandneuen Wagen.

24. Mai 2016