Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Mast Brothers. Besuch einer Schokoladenmanufaktur

Keine High-End-Schokoladenmarke ist so hip, so durchgestaltet, so umstritten und so geschäftstüchtig wie die Mast Brothers. Ein Besuch der Londoner Manufaktur.

Mast Brothersd

Eine bessere Fallstudie über den Hipsterkapitalismus als die Mast Brothers lässt sich kaum finden. 2007 von Rick und Michael Mast in Williamsburg, Brooklyn gegründet und unterdessen mit zwei weiteren Standorten in Los Angeles und London, ist es ihnen gelungen, teure bean-to-bar-Schokolade in raffinierten Geschmacksrichtungen und konkurrenzlos schickem Design zu einem Hype zu machen. Derzeit werden beispielsweise zwölf verschiedene Meersalztafeln und eine sechsteilige Kräuter Edition angeboten. Jede Geschmacksrichtung kommt in einem eigens für sie entworfenen, bezaubernd schönem Papier daher. 70 Gramm kosten etwa 8 Dollar oder 6,50 Pfund Sterling, also circa 7 Euro. Wer das saisonal wechselnde Angebot als „Clubmitglied“ für rund 400 Euro im Jahr subskribiert, bekommt zudem „member-exclusive“ Sorten zugeschickt. Selbst Führungen durch ihre Manufaktur, in deren Schaufenster zeitweilig der Slogan „Choose Love“ an der Wand stand, lassen sich die Brüder bezahlen: Sie kosten 10 Dollar/Pfund Eintritt, der vorab online zu entrichten ist. Bei Nichterscheinen zeigt sich die Firma, die allwöchentlich ein „storytelling and singing event“ für Kinder abhält, nur widerwillig kulant und verweist auf die Terms and Conditions.

Mast Brothers Lodnon
Mast Brothers Chocolate

2015 wurden Anschuldigungen laut, die bärtigen Brüder suggerierten fälschlicherweise, von Anfang an eine bean-to-bar-Produktion gewesen zu sein. Tatsächlich mussten sie unter dem Druck einer Reihe von Belegen einräumen, bisweilen lediglich Valrhona-Couvertüre umgegossen zu haben. Renommierte Degustationsexperten und führende Fachgeschäfte halten die Qualität der Tafeln für bestenfalls mittelmäßig. Auf der anderen Seite arbeiten Spitzenköche mit den Produkten der Brüder, darunter Thomas Keller (The French Laundry, Per Se), der auch das Vorwort zum Kochbuch der Brüder beisteuerte.

Mast Brothers Schokolade
Mast Brothers bean to bar

Bei meinem Besuch der Londoner Manufaktur im September, von dem auch die Fotos in diesem Artikel stammen, gab man sich betont transparent und ermöglichte Zugang zum gesamten Produktionsprozess. Die Schokolade der Mast Brothers besteht ausschließlich aus Kakao und Rohrzucker, je nach Geschmacksrichtung kommen Extras wie eben Meersalz oder Kräuter dazu. Die getrockneten und fermentierten Bohnen werden nach eigenen Angaben von kleinen Farmen und Kooperativen bezogen, darunter Varietäten von ungewöhnlichem, beispielsweise sehr rauchigem Geschmack. Ein präzises Tracking ermöglicht die Firma allerdings nicht. In den Manufakturen werden die Bohnen geröstet, von ihrer Spreu getrennt und unter Beigabe von Zucker bis zu 72 Stunden conchiert. Anschließend reift die Schokolade bis zu drei Monate, wird erneut geschmolzen und in Tafeln gegossen.

Mast Brothers Design

In Summe ergibt sich das Bild eines Unternehmens, das seine Anfänge im Unklaren lässt, es mit der Transparenz nicht so genau nimmt wie mit dem Design und offensiv Medienarbeit betreibt, um Gründungserzählung und Glaubenssätze der Marke nicht anzukratzen. Man kann sich auf die Magie der Verpackung verlassen, der Rest interessiert nur Insider, die schnell als Neider gelten.

Mast Brothers Bars

Lohnt sich also der Kauf dieser Schokolade? Für Sammler schöner Papiere auf jeden Fall.

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