Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Nach der Designermode (2): Common Projects

Sie sind simpel, sie sind teuer, und sie machen großen Spaß. Wer Schuhe von Common Projects für sich entdeckt hat, kann die Suche nach den richtigen Sneakers beenden.

Elementar: Common Projects Achilles

Im Gegensatz etwa zu Chucks oder Superga-Schuhen werden Common Projects in ihrem Herkunftsland – Italien – produziert – und anders als die meisten Modelle der großen Modemarken sind sie vollkommen ikonisch in ihrer Erscheinung. Klickt man sich auf der Website durch die Kollektion, erscheint jedes einzelne Modell wie dessen elementarste Form, so dass nur noch einzelne Teile, etwa Sohlen oder Laschen, variiert werden müssen, um keiner weiteren Alternative mehr zu bedürfen. Das Modell Achilles beispielsweise, mit dem Peter Poopat und Flavio Girolami 2004 ihr Projekt begannen, kommt in drei Höhen, wahlweise in weichem Leder, Wildleder oder robustem Canvas.

Common Projects

Neben dem Klassiker in Schwarz werden jede Saison wechselnde Material- und Farbkombinationen angeboten. Die vulkanisierte, in Italien von MARGOM hergestellte Sohle ist lange haltbar und wird von Hand mit dem Oberleder vernäht („seitenwandgenäht“) anstatt bloß festgeklebt. Innen wie außen sorgfältig gearbeitet, stimmen bei diesem Schuh alle Details: von den Metallösen der Senkellöcher über das fußfreundliche Lederfutter bis zum schneeweißen, an Helmut Langs Minimalismus erinnernden Beutel.

Unkomplizierte Modernität

Common Projects wollen kein Ersatz für rahmengenähte Schuhe sein, taugen aber für viele Gelegenheiten, bei nahezu jedem Wetter und bewähren sich vor allem als unkomplizierte Reisebegleiter. Einmal entdeckt, wirken sie so selbstverständlich wie Schuhe es nur können. Ihre Bequemlichkeit geht nicht auf Kosten des Aussehens; sie sind modern in einem ebenso praktischen wie ästhetischen Sinn. Endlich, denkt man beim Sehen und Tragen, hat sich einmal jemand Gedanken gemacht, anstatt bloß einen weiteren Look zu entwerfen. Erkennbar sind die Schuhe nicht an einem Markenlogo, sondern an einem seitlich angebrachten Stempel mit Modell-, Farb- und Größennummer. Seit 2009 gibt es auch eine Damenkollektion, in Kooperation mit Designern werden ohne Hast neue Varianten entworfen. Trotz des internationalen Erfolgs ist der Betrieb klein geblieben; die beiden Gründer beschäftigen nur fünf Mitarbeiter und kommen vollkommen ohne Fremdkapital aus. Der Klassiker, das mit 320 Euro selbstbewusst teure Modell 7547, wird übrigens jede Saison erneut aufgelegt, weshalb durchaus Chancen bestehen, bei schmalen Budget ein Paar im Sale zu ergattern.

Weitere Folgen dieser Serie beschäftigen sich mit der bemerkenswerten Jackenmarke Harris Wharf London, dem diskreten Strickwarenspezialisten Malo und der modernistischen Lederwarenmarke Valextra.

12. Juni 2015