Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Nach der Designermode (3): Strickwaren von Malo

Malo ist eine Marke, die sich unter dem Radar bewegt. Kaum versucht man es mit Stardesignern (wie in der Vergangenheit Alessandro Dell’Acqua, Tommaso Aquilano und Roberto Rimondi), währt die Kooperation nicht lange, vielleicht, weil ein lautes Konzept nicht zu diesem 1972 von Alfredo und Giacomo Canessa gegründeten, im wohlverstandenen Kern ganz und gar ruhigen Unternehmen passt.

Ego Malo

Sitz der Marke, deren Name sich vom Lateinischen „ego malo“ (ich ziehe vor) ableitet, ist Florenz, und kein Produkt verlässt das Haus, das nicht komplett in Italien gefertigt wäre. Wie bei den bekannteren High-End-Marken Brunello Cucinelli und Loro Piana, deren Schnitte in der Regel weiter ausfallen als bei Malo, liegt die Kernkompetenz im Kaschmirstrick.

Malo

Die Wolle stammt aus der Mongolei und wird in der Toscana verarbeitet. Neben Cashmere verwendet Malo die äußerst rare Peruanische Vicuña-Wolle, australische Merinowolle und ägyptische Pacha-Baumwolle. Blasse Farbtöne erinnern an Sandstein und Marmor; Akzente werden in Orange, Beerenfarben oder dunklem Blau gesetzt.

Leiser Luxus

Kann sich eine Marke behaupten, die auf Diskretion und leisen Luxus setzt? Malo hätte das Zeug dazu. Doch in den vergangenen Jahren ging es dem Unternehmen nicht gut: 2011 verlor es fast die komplette Jahresproduktion durch einen Fabrikbrand; mehrfache Eigentümerwechsel sorgten für Unsicherheit. Die Textilwirtschaft berichtet:

„Der Strickwaren-Spezialist musste in den vergangenen 15 Jahren drei Besitzerwechsel sowie die Insolvenz eines Eigentümers – der Ittierre-Gruppe – verkraften. In dieser Zeit dümpelte die Marke vor sich hin und verlor an Image und Umsatz. Daran konnten auch die ehemaligen Prada-Manager nichts ändern, die Malo zeitweilig führten.“

Zuletzt erwarb die russische Investmentfirma Quadro Capital das Unternehmen und setzte einen der Gründer, Giacomo Canessa, wieder als Firmenchef ein. Die neue Website fällt ambivalent aus: sie präsentiert blumig-schwelgende Texte, aber unaufgeregt-raffinierten Geschmack bei den Textilien. Bleibt zu hoffen, dass Malo sich aus dem Geist der Produkte erneuert – und der Markt reif genug ist für eine Marke, deren Logo so unscheinbar aussieht, als sei es am Strand in der Sonne ausgebleicht.

Weitere Folgen dieser Serie beschäftigen sich mit der bemerkenswerten Jackenmarke Harris Wharf London, den elementaren Schuhen von Common Projects und der modernistischen Lederwarenmarke Valextra.

15. Januar 2016