Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Die Crate. Ein umstrittenes Objekt von Jasper Morrison

Sich über Produkte aufzuregen, die niemand zu kaufen gezwungen ist, gehört zu den seltsamen Seiten des Konsumdiskurses. Ein solcher Aufreger ist Jaspers Morrisons 2006 zuerst vorgestellte Crate. Dabei handelt es sich um eine der klassischen Weintransportkiste nachempfundene, halboffene Box aus sieben Brettern naturfarbenem, gewachstem Kiefernholz in den Maßen 375 x 175 x 500 cm. Kostenpunkt: 167 Euro. Man könne den Typus eben nicht verbessern, kommentierte der britische Produktdesigner das von ihm für Established & Sons entworfene, nur mit einem Logo-Stempel verzierte Ding, das ganz auf der Linie seiner Designphilosophie des Supernormal liegt.

Jasper Morrison Crate

Am ehesten Mit Max Bills vielseitigem Ulmer Hocker vergleichbar, eignet sich das robuste Objekt als Beistelltisch, Sitzmöbel und Stauelement – oder für mehrere Nutzungen gleichzeitig. Man kann es aufrecht oder gekippt, horizontal oder vertikal, geschlossen oder offen verwenden. Mehrere Elemente können zu einem Regal kombiniert werden; ist man einer Nutzung überdrüssig geworden, setzt man es im Handumdrehen ganz anders ein.

Jasper Morrison Crate

Was die einen frisch, ehrlich und genial finden, echauffiert jene, die an Konsumprodukten nichts anders als Markenzeichen und Preise wahrnehmen. Doch wer weiß, vielleicht rührt die Crateoversy ja doch daher, dass die Verächter Morrisons Crate insgeheim reizvoll findet: wegen ihrer vollendeten Form, der grundsoliden Verarbeitung, dem schönen Material und der Vielfalt ihrer Verwendungsmöglichkeiten.

Erfahren Sie mehr über Jasper Morrison in den Artikeln über sein Designverständnis und seinen Londoner Laden.

19. Januar 2017