Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Dreifachsteckdosen: Welche ist die schönste?

Eigentlich seltsam, dass im Zeitalter drahtloser Vernetzung der Strom noch immer aus der Steckdose kommt. Kabel und sperrige Mehrfachsteckdosen passen nicht ins Bild der digitalen Ökonomie und werden deshalb, beispielsweise in Großraumbüros, gerne versteckt. Gibt es – etwa bei Dreifachsteckdosen – ästhetisch ansprechende Alternativen?

Variante 1: Gewöhnliche Bau- und Elektronikmarktsteckdosen. Sie funktionieren verlässlich, ziehen jedoch ebenso verlässlich den Staub auf sich, verdrehen sich gerne einmal, fühlen sich unangenehm an und werden im Laufe der Jahre schäbig, zumal in ihrer weißen Variante. Zum Glück gibt es sie „optional in der Trendfarbe Titan“, wie man einer mit „Features“ überschriebenen Produktbeschreibung entnehmen kann. Trendfarbe Titan. Beim Discounter kostet die Standardleiste 3,49 Euro.

Variante 2 wendet sich an Kunden, denen Distinktion bei Dreifachsteckdosen etwas wert ist. Sie kosten nämlich das zehnfache der ersten Variante: 35 Euro. Gefertigt aus schwarzem Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymerisat, bietet diese Variante ein konsumkritisch textilummanteltes Kabel. Zum vormodernen Kabel und zur modernen Leiste kommt noch eine postmoderne Farbe hinzu: das Textilkabel ist nämlich in einem leuchtenden Neongrün erhältlich. Bei diesem Idealprodukt für den urbanen Kreativen, heisst es in der kargen „Produktinformation“, seien „Gebrauchswert und Gestaltung (…) gleichrangig“. Man kann es bei Magazin, einem Tochterunternehmen von Manufactum kaufen, wo man überzeugt ist, „unbestritten die schönste ihrer Art“ anzubieten.

Dreifachsteckdosen

Variante 3 wird pikanterweise von der THPG angeboten, dem neuen Unternehmen des Manufactum-Gründers Thomas Hoof. Mit 28 Euro sind diese Dreifachsteckdosen kaum günstiger, halten sie allerdings, was der Katalog verspricht. Das schwarze Gehäuse ist aus glänzendem Duroplast gefertigt, und wer es einmal in der Hand hielt, ist geneigt der Beschreibung zuzustimmen, es sei „das beste Material für diese Einsatzzwecke“. Zusammen mit einem textilummantelten Kabel in sattem Rot (das dunkler ausfällt als auf der Abbildung) wirkt das Produkt, als sei es aus dem Dessau des Jahres 1926 direkt in die Gegenwart gefallen. Einer Gegenwart, deren Alternativen zur Bauhausform zumindest in Sachen Dreifachsteckdose anscheinend nur greller oder billiger ausfallen.

Lesen Sie auch den Artikel über Textilkabel für Computer.

13. März 2015