Der Blog von Dirk Hohnsträter
Newsletter

Die Cordobar: In zehn Schritten zum Weintrinkerglück

Die Cordobar bringt den Berlinern entspannten Weingenuss bei. In zehn Schritten zum Weintrinkerglück:

1. Wählen Sie die Nummer (030) 27 58 12 15 und reservieren Sie. Rechtzeitig.

2. Fahren Sie, wenn Sie nicht bereits dort sind, nach Berlin.

3. Begeben Sie sich in die Grosse Hamburger Straße 32, wo sich die Cordobar befindet, und nehmen Sie in angenehmem Bar-Bisto-Ambiente Platz und erfreuen Sie sich am österreichischen Akzent der Gastgeber. Diese Leute kommen aus einem Land, in dem man zu genießen versteht. Und kennen sich bestens aus.

4. Bestellen Sie Brot und Butter (3 Euro). Das Brot hat eine perfekte Konsistenz und schmeckt ein wenig malzig. Die Butter ist aufgeschlagen, leicht salzig und mit etwas Roter Beete und Liebstöckel verfeinert. Herrlich leicht und aromatisch! Dazu ein Glas 2013er Furmint vom Weingut Wenzel am Neusiedlersee (4,90 Euro für 10cl). Ein überraschend eleganter Vertreter dieser in Österreich und Ungarn heimischen, in Deutschland jedoch so gut wie unbekannten Weißweinsorte.

5. Trinken Sie noch einen Weißen. Vielleicht den offen ausgeschenkten Müller-Thurgau aus der Magnumflasche, der den Kollegen von der NZZ eine solche Bar in seinem Land vermissen ließ. Oder den Floss Frühroten Veltliner des im Wagram angesiedelten Demeter-Betriebes Wimmer-Czerny (4,50 Euro). Der Jahrgang 2014 zeigt sich bereits erstaunlich harmonisch, mit prickelnder Pfefferwürze und feinem Schmelz. Dazu einen Snack namens „Schweinehaut Zitrone Jakobsmuschel“ (5 Euro). Der Texturkontrast aus krossem Chip und weicher Muschel korrespondiert bestens mit dem Zusammenspiel von leicht rauchigem Fleischgeschmack und frisch-zitronigem Muschelaroma.

Cordobar

6. Gehen Sie zum Roten über. Als Gericht schlagen wir den im Karton servierten Hausklassiker Blutwurstpizza vor, mit erdiger Roter Beete, schmackhaftem Feta und neongrünem Wasabi (8 Euro). Sieht schräg aus, schmeckt aber super. Dazu den 2012er Blaufränkisch „Oberer Wald“ von Ernst Triebbaumer (9,80), wie der Furmit vom Neusiedlersee. Er stämmt die Pizza mit Resortentypizität und Charakter – und lässt den Gast deutlich schmecken, dass er aus einer sonnenreichen Region kommt. Als kühlere Alternative serviert Sommelier Willi Schlögl den Würze und Mineralität souverän ausspielenden 2011er Blaufränkisch Ried Weinberg von Shooting Star Wachter Wiesler aus dem Burgenland. Ausgezeichnet.

7. Trinken Sie zwischendurch Wasser. Der Abend könnte lang werden.

8. Wundern Sie sich nicht, dass es unterdessen sehr voll ist. Das passt schon. Der aufmerksame Service hat den Laden im Griff.

9. Erschrecken Sie nicht, wenn sich später die vielen Kleinigkeiten auf der Rechnung addieren. Gibt es einen Grund, etwas zu bereuen?

10. Werfen Sie einen Blick in das Buch mit den Flaschenweinen. Ein sehr großes, sehr dickes Buch, in dem jedem Menge Raritäten locken…

Lesen Sie weitere Berliner Restaurantkritiken:

25. März 2015