Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Schwarzer Wein (1): Malbec von Château Lamartine

1956 war kein gutes Jahr für die französischen Winzer und die damals weit verbreitete Rebsorte Malbec (auch als Auxerrois, Côt oder Noir de Pressac bekannt). Ein mehrwöchiger, verheerender Frost zerstörte im Südwesten 99% aller Anpflanzungen. Auch das Bordeaux hatte zu leiden, wo die Rebe ein Rückgrat großer Gewächse bildete. Die Bestände gingen rapide zurück, und die sperrig-empfindliche Sorte wich der vermeintlich klassischen Cabernet-Merlot-Cuvée.

Heute werden etwa zwei Drittel des Weltbestandes an Malbec in Argentinien (insbesondere Mendoza) angebaut. Frankreich steht erst an zweiter Stelle. Dortiges Hauptanbaugebiet ist das Cahors, wo die Rebsorte aufgrund seiner tiefdunklen Farbe als vin noir bekannt ist. Auf Kalk- und eisenhaltigen Böden gedeiht diese empfindliche Rebsorte, die Zeit braucht, um ihren Weg von störrischer Härte zu eleganter Kühle zurückzulegen.

Château Lamartine Malbec

Ein Winzer, der Malbec in geradezu burgundischem Stil ausbaut, ist Alain Gayraud aus Soturac. Die Weine seines Château Lamartine sind zwar dicht und druckvoll, zugleich aber überraschend delikat und finessenreich. Und: Sie sind keine Holzmonster.

Ich habe drei verschiedene Qualitätsstufen aus den Jahrgängen 2005, 2007 und 2009 verkostet. Hier meine Notizen:

Der Basiswein, der den Gutsnamen Château Lamartine trägt, besteht zu 90% aus Malbec; 10% Merlot kommen hinzu. Für 9,50 Euro erhält man einen dunklen, dichten und duftigen Wein, der – bedenkt man den hohen Malbecanteil – erstaunlich feingliedrig ausfällt.

In der Mitte des Qualitätsspektrums steht die Cuvée Particulière aus 90% Malbec und 10% Tannat. Würzig nach Kompott und Zigarrenkiste duftend, zeichnet sich diese Variante am Gaumen durch den Geschmack roter Früchte und eine dezente Süße aus. Ein bemerkenswerter Wein, der den Preis von 12,90 Euro mehr als rechtfertigt.

Spitzenprodukt des Gutes ist der reinsortige Malbec Expression (25,90 Euro). Die Trauben stammen ausschließlich von 1943 gepflanzten, ertragsschwachen Rebstöcken, die den großen Frost des Jahres 1956 überlebt haben – eine Rarität! Ausgebaut in neuen Barriques, besticht der Wein durch seine nachtdunkle Farbe, ein faszinierendes, komplexes Bukett und das tiefe, vor allem an blaue Beeren erinnernde Aroma mit rauchig-fleischigen Anklängen. Gleichermaßen konzentriert und kühl, handelt es sich um einen außergewöhnlich eleganten Malbec, dessen 2009er Jahrgang am Vortag des Verkostens dekantiert werden sollte.

Mehr über Malbec können Sie hier und hier lesen.

27. Dezember 2013