Der Blog von Dirk Hohnsträter
Newsletter

Frucht, Säure & der Morstein: Riesling von Wittmann

Riesling, der in Deutschland am häufigsten angebaute Wein, darf im besten Fall auch qualitativ als Referenz gelten. Sein belebendes Spiel von Frucht und Säure, die Terroir verratende Mineralität, ein breites stilistisches Spektrum sowie lange Lagerfähigkeit gehören zu den Vorzügen dieser Rebsorte. Besonders erfreulich: Nirgends sonst in der Weinwelt dürfte man so viel Wert fürs Geld bekommen wie beim heimischen Riesling. Es genügt ein Regal mit Basisabfüllungen deutscher Spitzenerzeuger, und ein Fehlgriff ist geradezu ausgeschlossen – bei Preisen um die zehn Euro. Selbst Große Gewächse werden häufig zu nach wie vor fairen Preisen gehandelt. Bestes Beispiel: Die Rieslinge des Rheinhessischen Gutes Wittmann.

Ist der Riesling die hierzulande am meisten verbreitete Rebsorte, so ist Rheinhessen das größte Weinbaugebiet Deutschlands. Jede vierte Flasche stammt aus dieser Gegend. Den traditionsreicheren Nachbarn Rheingau hat die Region – Ausnahmen außen vor – qualitativ längst abgehängt. Auch ist der Anteil biologisch wirtschaftender Winzer in Rheinhessen besonders hoch.

Wittmann Morstein

Zentrum des Qualitätsrieslings aus Rheinhessen ist der Ort Westhofen. Mit Gütern wie Keller, Wittmann, Seehof und Wechsler und der Spitzenlage Morstein wird kein Kenner auf Wein aus Westhofen verzichten wollen. Biodynamischer Anbau, klare Qualitätsausrichtung und ein veritabler Anteil an der legendären Lage Morstein zeichnen das Weingut Wittmann aus. Kein Wunder, dass der Gault Millau Philipp Wittmann in diesem Jahr zum Winzer des Jahres kürte. Neben dem Alltagswein 100 Hügel sowie einigen edelsüßen Auslesen bietet Wittmann seine Rieslinge in drei Kategorien an: Gutswein, Ortswein und Lagenweine. Kurz vor der Auslieferung 2013er-Jahrgangs, hier unsere Eindrücke der weiterhin lieferbaren Kollektion des Jahres 2012, von der der Gault Millau schreibt:

„Vielleicht sind die 2012er die bis dato besten seiner eindrucksvollen Winzerkarriere.“

Der Gutswein Riesling trocken 2012 ist ein klar konturierter, trockener, frischer und saftiger Wein. Er duftet nach Mirabelle und Zitrone, ist am Gaumen weich, voll und animierend. Am zweiten Tag tritt seine Kalksteinmineralität besonders deutlich hervor, Aromen von Quitte und säurebetontem Apfel werden schmeckbar. Lange Jahre galt Wittmanns Basisriesling als Referenz für Rieslinge unter zehn Euro. Jetzt liegt er achtzig Cent darüber – und ist doch immer noch eine Empfehlung.

Beim Ortswein Westhofener Riesling trocken 2012 handelt es sich um eine Selektion von den Lagen Kirchspiel und Morstein. Er hat einen höheren Alkoholanteil und deutlich mehr Restzucker als der Gutswein. Doch trotz seiner dezenten Süße verliert er gegenüber dem Basisriesling nicht an Frische. Ein leichter Akazienhonigton durchspielt dunkle gelbe Früchte; Kräuterwürze und eine saline Mineralik zeichnen diesen kristallklaren und saftigen Wein aus, der zudem durch seinen eleganten Abgang beeindruckt. Sehr viel Wein für 16,80 Euro.

Schließlich, der Morstein GG 2012, ein Großes Gewächs, das von der Presse durchweg als Weltspitze bewertet wird. Erwartungsgemäß noch sehr verschlossen, werden dem 40,80 Euro teuren Tropfen bis zu 20 Jahre Lagerzeit zugetraut. Ein feiner Duft nach weißen Blüten, Grapefruit und Zitronenzesten kennzeichnet das Bouquet. Am Gaumen Mirabelle und Salz; deutlich zeigt sich die wunderbare, steinige Mineralität auf der Zunge. Ein Wein, der ebenso klar wie dicht, druckvoll wie vielschichtig ist. Frei von jeder Vordergründigkeit, ruht er ganz in sich. Nobel – und mit lang anhaltendem Abgang.

Erhältlich sind Wittmanns Weine unter anderem bei K&U Die Weinhalle, einem Händler, der dem Gut bereits verbunden war, bevor dessen Popularität einsetzte.

Mehr über Riesling können Sie hier lesen.

16. Mai 2014