Der Blog von Dirk Hohnsträter
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INVENTUR 2019: kein Tracking, klimafreundlicher Code

INVENTUR ist ins Schulalter gekommen. Vergangene Woche konnte ich das sechsjährige Blog-Bestehen feiern. Zum Jubiläum habe ich eine Reihe von Veränderungen vorgenommen. Klimafreundlicher Code ist eine davon.

Klimafreundlicher Code

Immer stärker rückt ins Bewusstsein, dass das Internet einen enormen ökologischen Fussabdruck hinterlässt. Der Energieverbrauch teils gigantischer Serverfarmen ist riesig: jeder Suchmaschinenaufruf, jeder Tweet, jede Transaktion, jeder Download, alles unverbindliche Surfen hat enorme Auswirkungen auf den Planeten. „Viral cat videos are warming the planet“, fasste der Guardian die Situation zusammen und zitierte eine einschlägige Studie, nach der das Netz für 2% der globalen Treibhausgase verantwortlich ist, was in etwa dem Anteil des weltweiten Luftverkehrs entspricht.

Als Blogbetreiber sehe ich mich in der Verantwortung. Da jedes Kilobyte, das ein Server ausliefert, den globalen Energieverbrauch erhöht, habe ich das WordPress Theme meines Blogs neu und so schlank wie möglich geschrieben, die Anzahl der Plugins reduziert und auf eine Reihe energieintensiver Komponenten wie JavaScript so weit wie irgend möglich verzichtet. Selbst da, wo der Blog äußerlich unverändert erscheint, habe ich im Hintergrund aufgeräumt und klimafreundlicheren Code geschrieben.

Klimafreundlicher Code

Das Ergebnis: ein nur 46 Kilobyte schweres Template und ein Gesamtgewicht (einschließlich Fonts und Bilder) von etwa 340 KB (die Messungen schwanken). 2017 betrug der Durchschnittswert im Web mehr als das Zehnfache, nämlich 3422 KB, berichtet Sitechecker. Dem Testing-Tool WebsiteCarbon zufolge verursacht INVENTUR 0,34g CO2 pro Seitenaufruf und ist damit sauberer als 89% aller getesteten Websites. Das dürfte auch daran liegen, dass ich mit RAIDBOXES* einen Hoster nutze, der bei seinen Rechenzentren ausschließlich zertifizierten Ökostrom aus Wasserkraft verbraucht.

You are Leaving the Sector of Surveillance Capitalism

Die Umfrage unter meinen Newsletterabonnenten hat es noch einmal verdeutlicht: Ein Blog sollte nicht mit Nachrichtenportalen oder Sozialen Medien, ja nicht einmal mit Nischenseiten konkurrieren. Entscheidend ist es, ein ganz eigenes Profil auszubilden. Aus dieser Einsicht habe eine radikale Konsequenz gezogen und das Tracking durch Google Analytics eingestellt. Ich muss nicht wissen, wer wann und wie lange und wie oft und wo und mit welcher Software welchen Artikel aufgerufen hat. Ich verzichte aufs Tracking. Ab sofort sammelt diese Website keine Daten mehr.

Und weil mir entgegen meiner ursprünglichen Einschätzung auch Googles scheinheiliges AMP-Projekt nicht mehr behagt, habe ich diese Technologie für meine Website ebenfalls abgeschaltet.

Tracking

Um das Datensammeln durch Dritte auf dem Weg eingebetteter Inhalte (also etwa durch Webfonts oder YouTube Videos) zu verhindern, liefere ich die Fonts dieser Website lokal aus und binde Videos mit einer sogenannten Zwei-Klick-Lösung ein. Das heißt: Erst wenn ein Nutzer ausdrücklich zustimmt, werden einzelne Videos geladen und dadurch Daten an YouTube übertragen.

Leider ist ein Websitebetreiber in der EU gesetzlich nur dann auf der sicheren Seite, wenn auch für technisch unverzichtbare Cookies, die gar keine persönlichen Daten sammeln, ein Einwilligungsbanner erscheint. Auf den ebenso obligatorischen wie lästigen Cookiehinweis konnte ich daher nicht verzichten. So wenig er sich äußerlich von anderen Seiten unterscheiden mag, so sehr gilt jedoch, dass diese Website von nun an ein Ort ist, an dem die Mechanismen des Überwachungskapitalismus nicht greifen.

Überarbeitetes Erscheinungsbild

INVENTUR hat jetzt eine überarbeitete Startseite, die nicht nur den neuesten Post in ganzer Länge sowie anklickbare Auszüge aus jüngeren Artikeln zeigt, sondern auch ein knappes Profil und Neuigkeiten zu meiner Person, seien es Veröffentlichungen, Vorträge oder Interviews.

Typografie

Das überarbeitete Design, vor allem der Kopf und die Startseite, greift Elemente der „Neuen Grafik“ der 1920er Jahre auf und legt das zugrundeliegende Gitter andeutungsweise offen. An die Stelle der etwas kantigen Serifenschrift Merriweather tritt die IBM Plex Text, welche Teil einer neuen, eigens fürs Web entwickelten und von vielen Typografieexperten enthusiastisch begrüßten Open Source Schriftfamilie ist.

Veränderte Erscheinungsweise

Auf vielfachen Wunsch meiner Newsletterabonnenten erscheint ab sofort nicht nur jeden Monat, sondern alle zwei Wochen ein neuer Artikel. Längere Hintergrundtexte wechseln sich künftig mit einer kürzeren Rubrik ab, bei der interessierte Leserinnen und Lesern die Themen mitbestimmen. In dieser Rubrik werde ich eingereichte Fragen rund um Qualitätswirtschaft, Konsumkultur und Design beantworten. Schreiben Sie mir!

Abbildung: Round Icons*

10. September 2019