Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Erinnerungsstücke (4): Das Ende der silbernen Scheiben

Der neue Laptop hat kein CD/DVD-Laufwerk mehr. Lohnt sich der Kauf eines externen? Kaum. Die Qualität lässt Nutzerberichten zufolge zu wünschen übrig. Weitere Adapter wären vonnöten. Das Medium ist tot. Was aber mit den alten Scheiben tun, den Musik-CDs und Film-DVDs, für die in Summe so viel Geld ausgegeben wurde und die nun für Pfennigbeträge auf dem Gebrauchtwarenmarkt in Sammlerhände wechseln? Wie schon nach dem Ende der Schallplatte und der Videokassette das bereits mehrfach Erworbene noch einmal kaufen? Mit jedem Medienwechsel der Industrie mehr Geld hinterherwerfen – und dieses Mal nur noch für zeitweilige Zugangsrechte?

CD DVD

Wir entschließen uns, die Tracks und Clips auf den Rechner zu spielen. Bringen uns bei, wie man DVDs rippt (wer hätte gedacht, dass der Kopierschutz mit einem Mac so leicht zu knacken ist) und die Daten drahtlos auf den neuen Rechner überträgt. Verbringen Stunden damit. Erinnern uns an das lästige Aufknibbeln der Blisterfolien, dem Paul Auster in einem seiner Filme (welcher war es noch gleich?) ein poetisches Denkmal gesetzt hat. An die scheußlichen Plastikhüllen mit den kargen Booklets. An die empfindlichen Scheiben mit einschränkenden Ländercodes und kontraintuitiven Menüs. Das alles hat man ebenso in Kauf genommen wie den Gang in marktschreierische Medienmärkte, nur weil keine gescheite Jazzkneipe und kein gutes Programmkino in der Nähe war. Jetzt rattert kein Laufwerk mehr, Regalmeter werden frei für neue Bücher, und soweit die Festplatte Daten trägt (1 Terabyte Minimum ist ratsam), können die Filme dank des großartigen Open-Source-Players VLC auch am W-LAN-losen Ende der Welt betrachtet werden. Alles wird besser!

Weitere Folgen der Reihe mit Konsumerinnerungen finden Sie hier.

Abbildung: Round Icons*

13. Januar 2017