Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Die große Illusion (und ein kleiner Trost)

Konsumkritische Klischees, wissenschaftlich bewahrheitet: Forschungen zu Sinneswahrnehmung und Geschmackskompetenz bringen ernüchternde Ergebnisse.

Vergangenen Sonntag trug Jörg Oberwittler in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (Nr. 2 vom 17. Januar 2016, S. 15) Forschungsergebnisse zur Genusskultur zusammen. Demnach lassen sich die meisten Kunden „primär von der Werbung und dem Preis steuern. Am Probierstand im Supermarkt ducken sie sich (…) lieber weg, als das Probierhäppchen zu kosten.“ Und wenn sie es doch tun, ergaben Studien, können sie oftmals das eine Produkt nicht vom anderen unterscheiden. Der „gewöhnliche Weintrinker“ beispielweise erkenne bei Blindverkostungen keinen Unterschied zwischen einer zwei Euro und einer zwölf Euro teuren Flasche. Bei vielen Produkten der Lebensmittelindustrie wie Tiefkühlkost, Molkereierzeugnissen und Bier werden allerdings auch deswegen kaum Nuancen herausgeschmeckt, weil es sich um Nachahmerzeugnisse handelt, die geschmacklich kaum von Erfolgsmarken auf dem Massenmarkt abweichen.

Verbrauchermarkt

Doch gibt es auch die andere Seite: Die Zahl hochwertiger, handwerklich hergestellter und frischer Produkte nehme zu. Allgemein steige die Zahl der Genussinteressierten. Und die eigene Genussfähigkeit lasse sich schulen, selbst im höheren Alter.

20. Januar 2016