Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Acht Wege, ein glücklicherer Konsument zu werden (1)

Daniel T. Gilbert ist Professor für Psychologie an der Harvard University – und nebenbei Science Fiction Autor. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten als Wissenschaftler zählt die Glücksforschung; Gilberts 2006 erschienenes Buch Stumbling on Happiness wurde ein Welterfolg. Im Jahr 2011 veröffentlichte er zusammen mit Elizabeth W. Dunn (University of British Columbia) und Timothy D. Wilson (University of Virginia) einen bemerkenswerten Aufsatz mit dem Titel „If money doesn’t make you happy, then you probably aren’t spending it right“ (Journal of Consumer Psychology 21, 115–125).

Konsumpsychologie

Darin unterbreiten die drei Psychologen acht auf empirische Forschung gestützte Prinzipen, wie man durch klügeres Geldausgeben größeres Glück erzielen kann. Bis Ende März setze ich mich jeden Mittwoch mit jeweils einer der Empfehlungen auseinander.

Die Grundannahme des Textes lautet:

„Most people don’t know the basic scientific facts about happiness – about what brings it and what sustains it – and so they don’t know how to use their money to acquire it.“

Gilbert, Dunn und Wilson sichten daher die sozialpsychologische Glücksforschung und wenden deren Einsichten auf das Geldausgeben an. Daraus leiten sie ihre acht Ratschläge ab. Der erste lautet:

Regel 1: Kaufe mehr Erlebnisse und weniger materielle Güter

Konkret: lieber eine Reise machen oder einen Kochkurs belegen als sich ein neues Auto oder eine neue Küche kaufen. Zu den Gründen zählen die Autoren die Tatsache, dass Menschen sich rasch an neue Dinge gewöhnen, Erlebnisse hingegen intensiver vorweggenommen und erinnert werden sowie stärker zur Identitätsbildung beitragen. Auch würden Erlebnisse eher mit anderen geteilt als materielle Objekte. 

Erlebnisse

Gilbert et al. räumen ein, dass die Grenzen zwischen beiden Kategorien unscharf sind. Der Kauf eines Seidentuches im Pariser Stammhaus von Hermès mag als etwas Besonderes in Erinnerung bleiben und beim Tragen des Tuches immer wieder erinnert werden. Auch das Tragen des Tuches selbst, dessen unterschiedliche Bindung und Kombination mit anderen Kleidungsstücken kann als Erlebnis bewertet werden. Soll der rasche emotionale Abnutzungseffekt im Umgang mit materiellen Dingen vermieden werden, empfehle es sich, nicht auf den Aspekt des Besitzens, sondern auf den Aspekt des Ermöglichens acht zu geben:

„if we view a new car not as something we have, but as something that expands what we can do, then discovering that a shinier, faster, less expensive model has just come out may be a little less frustrating“

So betrachtet, liest sich die erste Glücksregel wie ein Plädoyer fürs Car-Sharing. Folgt man ihr, ist nämlich die Mobilität und nicht das Design oder die technische Ausstattung das eigentliche Glücksversprechen des Autos. Und während das menschliche Glücksempfinden offenbar einer Ökonomie entgegenkommt, die Umweltbelastungen durch Dienstleistungen verringern könnte, ist es sicher kein Zufall, dass die Automobilindustrie immer spektakulärere Erlebniswelten aufbaut, um den Kauf eines Neuwagens als unvergessliches Erlebnis zu inszenieren.

Weitere Folgen dieser Reihe finden Sie hier.

Eine Sonderseite zum Thema Konsum, Glück, Wohlbefinden und Zufriedenheit finden Sie hier.

Abbildungen: Round Icons*

5. Februar 2014