Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Wein vom Discounter

Weinautor Jens Priewe verfolgt seit längerem das Thema Wein vom Discounter. Kürzlich konnte sein Blog mit einer Enthüllung aufwarten: Lidl bietet zehn Weine von renom­mierten VDP-Gütern an, darunter welche von Rebholz, Wittmann und vom VDP-Prä­si­denten Stef­fen Christ­mann, obwohl der Ver­band Deut­scher Prä­di­kats­wein­gü­ter seine Mitglieder bislang vor der Zusammenarbeit mit Discountern warnte. Was steckte dahinter?

Priewes Mitarbeiter Patrick Hem­min­ger fand heraus, dass Lidl sich viele der Weine ausgerechnet beim auf hoch­wer­tige bio­lo­gi­sche und bio­dy­na­mi­sche Weine spe­zia­li­sier­ten Fach­händ­ler Vina­tu­rel besorgt und ohne Wis­sen und Zustimmung der Win­zer ins Ange­bot genommen hat, weshalb Wittmann nach dem Vorfall ankündigte, seine Geschäftsbeziehungen zu Vinaturel abzubrechen.

Discounter

Lidl verfügt mit 296 Millionen Euro über den fünftgrößten Werbeetat in Deutschland, noch vor Volkswagen, der Telekom und Beiersdorf, und versucht seit einiger Zeit, sich ein Image als Qualitätsanbieter zuzulegen. Dazu werden auch kleine Mengen imagefördernder Alibiprodukte angeboten. Zum Schnäppchenpreis? Keineswegs. Hemminger:

„Die meis­ten Weine sind zu sehr ähnli­chen oder sogar nied­ri­ge­ren Prei­sen bei den Win­zern sel­ber oder im Fach­han­del zu bekom­men als beim Dis­coun­ter.“

So kostete etwa Wittmanns 2014er Riesling Kirch­spiel Gro­ßes Gewächs bei Lidl 44,99 Euro, während er im Fach­han­del für 39,80 Euro zu haben ist. Der Fall ist ein weiteres Beispiel dafür, wie schamlos Lidl agiert und wie wichtig es ist, vor dem Kauf Informationen einzuholen. Vor allem aber wirft er einmal mehr die Frage auf, warum Wein denn unbedingt beim Discounter gekauft werden muss, wenn es dazu doch Alternativen gibt, die eine gesunde Handelsstruktur fördern, den Kunden Qualität und seriöse Beratung liefern – und mitunter sogar bessere Preise.

Quelle der Werbeetatangaben: Jan Schwochow und Thomas Ramge: Wirtschaft verstehen. Eine Einführung in 111 Infografiken. Berlin: Econ Verlag 2016, S. 71 (Stand 2014).

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Abbildung: Round Icons*

23. September 2016