Der Blog von Dirk Hohnsträter
Newsletter

Wortwörtlich (103): Handel

Mit ihren wortkünstlerischen Arbeiten macht sich Barbara Köhler in wechselnden Konstellationen immer wieder als eine einzigartige Stimme der Gegenwartsliteratur bemerkbar. Bei einem Aufenthalt in Istanbul traf Köhler auf eine überwältigende Sinnesfülle und transformierte sie in raumgreifende Texte, für die sie gestern mit dem Peter-Huchel-Preis für deutschsprachige Lyrik ausgezeichnet wurde. Einzelne Gedichte des Bandes widmen sich auch dem Strassenhandel, den Unmengen von Waren in den Basaren sowie „abenteuerlichen Läden“ im an Antiquitäten- und Trödelgeschäften reichen Stadtteil à‡ukurcuma:

„(…) Lampen und Teppiche (die
nicht fliegen) kriegen Sie im Grand Bazar
und an jeder Ecke; hier haben wir Atatürk
mit melancholischem Blick beim Nutuk, die
mechanischen Schreibmaschinen von vierzig
verhinderten Schriftstellern, die Utopien
darauf tippten und tausendundein Gedicht;
Kalligraphie und osmanische Reminiszenzen
sowie jede Menge altes Europa, garantiert
günstiger als vor Ort. (…)“

Quelle: Barbara Köhler: Istanbul, zusehends. Gedichte & Lichtbilder. Düsseldorf: Lilienfeld Verlag 2015.

4. April 2016