Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Wortwörtlich (114): Weltläufigkeit

Unter den lesenswerten Miniaturen, die das kürzlich in deutscher Übersetzung erschienene Gästebuch des ungarischen Schriftsteller György Konrád bereithält, finden sich auch einige über die Vorzüge der Großstadt. Konrád stellt heraus, wie Roman, öffentlicher Raum und urbane Haltung zusammenhängen. Seine Sympathie gilt weltläufiger Offenherzigkeit:

„Der Hotelportier wundert sich über niemandes Reisepaß, günstigstenfalls will er nicht einmal ihn sehen, sondern nur eine vertrauenswürdige internationale Kreditkarte. (…) Die Bürger der Weltstadt besitzen die meiste Eigenliebe und die wenigsten Minderwertigkeitskomplexe. (…) Auch nach Mitternacht muß man an verschiedensten Orten essen und trinken können; gebraucht werden die bedeutenden und bizarren Personen, von denen zahlreiche Geschichten in Umlauf sind.“

Quelle: György Konrád: Gästebuch. Nachsinnen über die Freiheit. Berlin: Suhrkamp Verlag 2016, S. 190f.

20. Juni 2016