Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Wortwörtlich (115): Bistrokunde

Der französische Ethnologe Marc Augé hat ein schönes Büchlein über das Pariser Bistro vorgelegt. Seine Éloge du bistrot parisien, die kürzlich in deutscher Übersetzung erschien, ist frei von Nostalgie, endet aber gleichwohl mit einer melancholischen Note:

„Verschwunden sind nicht die Bistros, sondern die Leichtigkeit, mit der ich – noch vor Kurzem – vom einen zum nächsten navigiert bin. Navigieren kann ich noch, aber die Anlaufhäfen sind verlassen. Vielleicht ist das der tiefere Grund, warum ich wegfahre und reise: Anderswo kann ich mich in neue Szenerien und Begegnungen wagen, ohne vom Gewicht vergangener Tage und verschwundener Freundschaften niedergedrückt zu werden, ohne mich zur Wiederholung oder zum Vergessen verurteilt zu fühlen.“

Quelle: Marc Augé: Das Pariser Bistro. Eine Liebeserklärung. Matthes & Seitz Berlin 2016, S. 177.

27. Juni 2016