Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Wortwörtlich (117): Siebeck über Bocuse

Wolfram Siebeck, der vor vier Tagen im Alter von 87 Jahren verstarb, war der Subjektivist, der Hedonist, der Bonvivant unter den deutschen Gastronomiekritikern. In Frankreich nachsozialisiert, erschien ihm Deutschland als das ebenso wohlhabende wie freudlose, ebenso effiziente wie formlose, deprimierend falsch priorisierende Land, das es kulinarisch aller Aufhellungen zum Trotz bis heute geblieben ist. Siebecks letzter Artikel über Paul Bocuse endet mit folgendem Satz:

„Als an den Nachbartischen noch pralle Schweinsblasen aufgestochen wurden, in denen getrüffelte Bresse-Hühner (en demi-deuil) gegart werden, stolperten wir, Trinkgelder verteilend, am Livrierten vorbei zum Taxi, um in den nächsten 20 Minuten hören zu müssen, welch segensreichen Einfluss die Deutschen seit Karl dem Großen auf die Finanzen der Stadt Lyon gehabt haben.“

Quelle: http://www.zeit.de/2013/26/sternekoch-siebeck-paul-bocuse-restaurant/komplettansicht (Abrufdatum 11. Juli 2016)

11. Juli 2016