Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Wortwörtlich (120): Trumps Geschmack

Rosa Marmor, goldener Messing, Walnussholzböden und künstliche Wasserfälle: Die Immobilienästhetik des Donald Trump erinnert den Architekturkritiker Niklas Maak „verblüffend an Saddam Husseins Paläste“ und etablierte ihm zufolge „lange vor dem sogenannten Sankt-Moritz-Russengeschmack eine orientalisch-oligarchische Ästhetik sehr deutlich sichtbaren Neureichtums“. In einem lesenswerten Artikel analysierte Maak kürzlich Trumps grotesken Geschmack:

„Als gebaute Soziogramme einer privilegierten oberen Mittelschicht sind die Trump-Gebäude von innen nach außen, vom Komfort-, Sicherheits- und Repräsentationsbedürfnis ihrer Bewohner, nicht aber von der Stadt her gedacht, der gegenüber sie sich offen autistisch verhalten: (…) Übergröße, schiere Materialmassen und persönliche Ausdehnung sind Statussymbole, außen reichen Allerweltsfassaden. Sie sind die Echtmarmorversion der typischen amerikanischen Hotels und Autos: außen Plastik und abgedunkelte Scheiben, innen viel Platz, Leder und falsches Holz. Hauptsache, von allem viel, geteilt wird nichts. Es ist die gleiche komfortorientierte Expansionsästhetik, die dem Land seine CO2-Bilanz und die Immobilienkreditkrise eingebrockt hat.“

Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 21. Juli 2016, S. 9.

1. August 2016