Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Wortwörtlich (121): Staubsaugervertreter

Julian Maclaren Ross (1912-1964), in der Nachkriegszeit eine extravagante Erscheinung im Londoner Stadtteil Soho, ist ein im Deutschen so gut wie unbekannter Schriftsteller. Jetzt liegt sein 1947 erschienener Roman Von Liebe und Hunger in einer Übersetzung von Joachim Kalka vor, und er gefällt uns so gut, dass wir alle vier Montagszitate dieses August damit bestreiten. Das an Hemingway und Chandler geschulte Buch spielt am Vorabend des Zweiten Weltkrieges in einem englischen Seebad. Der Protagonist Richard Fanshawe ist Staubsaugervertreter, und wer ihn reden hört ahnt bereits, welch hoffnungslosem Geschäft dieser Mann nachgeht:

„Man sollte meinen, die Weiber wären begeistert von der Chance, sich die Teppiche mal für lau saubemachen zu lassen, aber nix! Schon Vorführtermine waren jetzt kaum zu kriegen. (…) Hundermal Klingeln, vierzehn Vorführungen, drei Verkäufe. So hieß es in der Ausbildung. Man mußte aber nicht lange dabei sein, um zu sehen, daß das alles ein Haufen Stuß war.“

Quelle: Julian Maclaren Ross: Von Liebe und Hunger. Roman. Arco Verlag Wuppertal & Wien 2016, S. 7.

8. August 2016