Der Blog von Dirk Hohnsträter
Newsletter

Wortwörtlich (124): Jedenfalls irgendwas

Wie raffiniert, wie komplex muss ein Roman sein, um der Welt gerecht zu werden? Neben dem hochreflexiven Spiel mit Erzählebenen kennt die literarische Moderne auch den Weg der Reduktion, einer wortkargen, hartgesottenen Einfachheit. Julian Maclaren-Ross schlägt sich mit Von Liebe und Hunger eindeutig auf die zweite Seite und schafft es, den Ton seiner Zeit und den Gang der Dinge zu treffen:

„Es gab eine Menge junger Männer auf der Welt wie mich. Man sieht sie in den Staubsaugerschulen, als Gebrauchtwagenverkäufer, in der Great Portland Street, mit Seidenstrümpfen von Tür zu Tür: Junger Mann, Public School, Führerschein, zieht überall hin, übernimmt jede Tätigkeit. Lebt von der Hoffnung. Irgendetwas wird sich schon ergeben. Das muß doch auch mal anders kommen. Und ergeben würde sich natürlich gar nichts außer dem Krieg. Vielleicht hatte Sukie recht, und das System war falsch. Vielleicht brauchten wir eine Revolution. Brauchten jedenfalls irgendwas.“

Quelle: Julian Maclaren Ross: Von Liebe und Hunger. Roman. Arco Verlag Wuppertal & Wien 2016, S. 194.

29. August 2016