Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Wortwörtlich (129): Assimilation

Der Kulturhistoriker Wolfgang Schivelbusch widmet sich in seinem jüngsten Buch der „Konsumtion“. Ihn interessiert „das physische Zusammentreffen des konsumierten Objekts mit dem konsumierenden Subjekt (…) mehr und genauer noch der Verzehr des einen durch den anderen“. Das Einverleiben, Verdauen und Assimilieren, Gebrauchen und Abnutzen verändere die Dinge ebenso wie ihre Benutzer. So übertrage sich die industrielle Uniformität fabrikfrischer Schuhe oder Kleidungsstücke auf den Körper der Konsumenten. Nicht nur wir trügen die Gebrauchsgegenstände, sie trügen auch uns:

„Wie weit diese strategische Mimikry geht, zeigen die industriellen Verfahren der Nostalgifizierung. Die Gebrauchsspuren, die zu hinterlassen in früheren Zeiten dem individuellen Konsumenten vorbehalten war, werden heute in die serielle Fertigung z.B. künstlich ausgeblichener und abgetragener Jeans einbezogen.“

Quelle: Wolfgang Schivelbusch: Das verzehrende Leben der Dinge. Versuch über die Konsumtion. München: Hanser 2015, S. 24.

3. Oktober 2016