Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Wortwörtlich (131): Manie

Auf der Shortlist des heute verliehenen Deutschen Buchpreises befand sich auch Thomas Melles herausragendes autobiografisches Buch Die Welt im Rücken, in dem der Autor über seine bipolare Störung schreibt. Zur manisch-depressiven Erkrankung kann es auch gehören, während der manischen Phasen exzessiv zu konsumieren. Bei Melle führte dies zu enormer Verschuldung und bizarren Situationen: „Ich schrieb etwas Kleines für die Zeit, gleichzeitig hetzte mir die Zeit Inkassobüros auf den Hals.“ In einem Interview beschreibt er, wie die Krankheit ihn in den Ruin trieb:

„Fahrrad kaufen, Fahrrad verlieren, Computer kaufen und verlieren, gleich zweimal. Kredite aufnehmen, verprassen, in London und anderswo. Abonnements abschließen, die erste Rechnung schon nicht mehr zahlen, die Mahnungen häufen sich. In Restaurants großzügig sein, Lokalrunden geben. Zig Spontankäufe völlig sinnlosen Zeugs. Wenn man das eine Zeit lang durchzieht, kommt einiges zusammen.“

Quelle: https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article157902043/Gerade-ist-es-nicht-sehr-hip-depressiv-zu-sein.html (Abrufdatum 17. Oktober 2016)
Das Zitat im Text stammt aus Thomas Melle: Die Welt im Rücken. Rowohlt Berlin 2016, S. 329.

17. Oktober 2016