Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Wortwörtlich (15): Esskultur

Am vergangenen Samstag schrieb sich Jakob Strobel y Serra in der FAZ seinen Frust über die Ernährungsgewohnheiten der Deutschen von der Seele. Zwischen neu-puritanischer Ideologisierung und kulinarischem Analphabetismus ginge die Freude an Genuss und Qualität verloren. Während die einen als „Vische“ bezeichnete vegane Fisch-Kopien zu sich nähmen, ließen sich die anderen mit Currywurst genannten, „darmgepressten Fleischabfällen, die nur dank einer absurd stark gewürzten Sauce überhaupt genießbar sind“ abspeisen. Sein Fazit:

„Wir haben einen ganzen Strauß Probleme mit unserer Ernährung: die Diktatur der Indifferenz, die Tyrannei des Verzichts, die Dogmatisierung der Ernährung, die Skandalisierung der Haute Cuisine – wenn man für ein Degustationsmenü hundert Euro ausgibt, erntet man mitunter immer noch Unverständnis, Misstrauen, Stirnrunzeln; wenn man hingegen eine Blechkiste mit vier Rädern und vierhundert PS für das Tausendfache kauft, gibt es Bewunderung, Neid, Applaus.“

Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 159 vom 12. Juli 2014, S. 9.

14. Juli 2014