Der Blog von Dirk Hohnsträter
Newsletter

Wortwörtlich (64): Warenkorb

Auch Kritiker des Konsums konsumieren – nur eben anderes als die vermeintlichen Normalverbraucher. In seinem einschlägigen Buch Das Versagen der Intellektuellen. Eine Verteidigung des Konsums gegen seine deutschen Verächter hat der Literatur- und Kulturwissenschaftler Thomas Hecken die Widersprüchlichkeit der Selbstausnahme konservativer wie linker Konsumkritiker kritisiert. Treffend stellt er den Warenkorb derer dar, die sich vom Konsum der anderen distanzieren:

„Eine große Hausbibliothek, aber auch ein gut gefüllter Weinkeller, eine DVD-Sammlung von Klassikern der Schwarzen Serie, ein ausgesuchtes oder reichhaltiges Mobiliar von Designklassikern oder Naturhölzern, Urlaubsfahrten in die klassischen Regionen der europäischen Kultur, ein Kühlschrank voller Bio-Lebensmittel – all das zählt dem eigenen, gehobenen Selbstverständnis nach zu einer kultivierten Sphäre.“

Quelle: Thomas Hecken: Das Versagen der Intellektuellen. Eine Verteidigung des Konsums gegen seine deutschen Verächter. Bielefeld: Transcript Verlag 2010, S. 221.

6. Juli 2015