Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Wortwörtlich (7): Utopien

Jonatham Lethems Mehrgenerationenroman Der Garten der Dissidenten handelt vom Scheitern utopischer Ideale. Sein auskommentierender Erzählstil lässt keine Luft für Illusionen und Identifikationen. Auch den Antimaterialismus einer Hippiefamilie erledigt der allwissende Autor mit wenigen Strichen.

„Altes war besser als Neues, Weniger fand den Vorzug vor Mehr, kollektiver Besitz war allem Gehorteten überlegen. All das lief Weihnachten und Santa Claus zuwider. Die Welt des Jungen, sein Zimmer, war weniger bar des Spielzeugs oder der Bücher, als dass Spielzeug oder Bücher dort nur hindurchtrieben. Dinge, die weitergereicht worden waren und wahrscheinlich wieder weitergereicht würden, in die Zeitlosigkeit getragen, wurden durch diesen liebevollen Gebrauch von ihrem kontaminierten Warencharakter gereinigt, selbst wenn sie Kommerzikonen wie Snoopy oder Barbie darstellten. Gab es Ausnahmen? Tommy blies gern Luftballons auf.“

Quelle: Jonathan Lethem: Der Garten der Dissidenten. Übersetzt von Ulrich Blumenbach. Stuttgart: Tropen 2014, S. 368f. 24,95 Euro.

19. Mai 2014