Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Die überflüssigste Seite im Internet

Sie ist gestalterisch misslungen, vereint viele Untugenden von Großkonzernen und tut in ihrer Aufdringlichkeit auch noch so, als wolle sie nur helfen. Die „Navigationshilfe“ von T-Online gehört zu den überflüssigsten Angeboten im Internet.

T-Online Navigationshilfe

Vertippt sich ein T-Online-Kunde in der Browserzeile, erscheint die sogenannte Navigationshilfe des Providers. „Kostenlos“, wie der Konzern sagt, was natürlich bedeutet: im Preis eingerechnet plus Datenpreisgabe via Tracking. Die „Navigationshilfe“ bietet nicht etwa Fehlerlogs oder korrigierte Adressen an, sondern besteht aus einem einer Suchergebnis-Seite nachempfundenen, unzugänglichen Hintergrund, einem zweiteiligen Frame und einer Fußleiste. Rhetorisch fragt die Überschrift, ob man sich vertippt habe und fordert zum Nutzen der Navigationshilfe auf. Doch im Gegensatz zu den üblichen Suchmaschinenergebnissen haben die Einträge im Hintergrund nichts mit dem Gesuchten zu tun. Es handelt sich um acht telekombezogene Scheinergebnisse; hinzu kommen im Frame Links zu Werbepartnern wie Mediamarkt oder Lidl, die als „Top Suchanfragen“ ausgegeben werden. Erst nach dem Drücken des OK-Buttons erscheinen von Yahoo erzeugte Ergebnisse mit Bezug zur ursprünglichen Suche, auf die man freilich auch gleich hätte weiterleiten können, wäre man ernsthaft an Kundenfreundlichkeit interessiert. Die Verkehrung auf die Spitze treibend, bietet das Menü schließlich die Option „Oder suchen Sie selbst“ an (was mit jedem modernen Browser ja ohnehin möglich ist) und eröffnet im Kleingepixelten eine opt-out-Möglichkeit („Sie können diesen Dienst im Kundencenter abschalten.“).

Das Angebot vereint ein Gutteil dessen, was an digitalen Großanbietern abstößt: das Aufdrängen einer Leistung, um die man nicht gebeten hat und aus der man erst nachträglich und mit einigem Aufwand aussteigen kann; die ergebnisverzögernde Rahmung einer Leistung anderer (hier: der Yahoo-Suchmaschine) mit unerbetenen Inhalten, die nichts zur Funktion beitragen, aber die eigenen Werbe- und Trackinginteressen durchzusetzen hilft; die Immersion bereits gewonnener Kunden mit immer mehr und immer lauterer Werbung für die eigenen Produkte; das Nahelegen von Angeboten Dritter unter dem Vorwand, „Top Suchergebnisse“ zu liefern – und das alles in jämmerlichem Design.

1. Juli 2016