Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Den Mac aufräumen und seine Lebensdauer verlängern

Der Herbst bringt Betriebssystemupdates. Damit ein alter Rechner mit neuer Software gut läuft, kann man einiges tun. Wer seinen Mac aufräumen will, kann mit besserer Performance rechnen und die Lebensdauer des Rechners verlängern. Welche Tools sind die besten? Und worauf sollte man achten?

Nach sechs Jahren wird mein altes MacBook Pro spürbar langsamer. Vor allem beim gleichzeitigen Nutzen vieler Programme ist es im Vergleich zu neueren Modellen immer weniger belastbar. Neue Software verlangt mehr Leistung, und im Cloud-Zeitalter synchronisiert der Rechner permanent im Hintergrund. Andererseits ermöglicht Apple auch weiterhin ein Upgrade des Betriebssystems – auch auf OS X El Capitan, das ab 30. September zur Verfügung stehen wird. Wer die vorschnelle Obsoleszenz elektronischer Geräte ablehnt, wird das begrüßen. Aber macht der Mac auch nach einem solchen Upgrade noch Spaß? Muss nicht doch ein neues Modell her? Wie sich zeigt, kann man einiges tun, um die Performance eines Rechners zu verbessern. Den Mac aufräumen: eine Anleitung.

Mac aufräumen

Den Mac aufräumen I: Cleaning Software

An der Hardware lässt sich leider nichts ändern. Ein altes Notebook verfügt nicht über einen modernen Flash-Speicher und hat mit seinen 4 Gigabyte Arbeitsspeicher bereits das Maximum ausgereizt – womit es am unteren Ende der Brauchbarkeitsskala liegt. Allerdings kann man die Software entrümpeln – in der Hoffnung, dadurch an Speicherplatz und Geschwindigkeit zuzulegen. Die dabei hilfreichen, sogenannten Cleaning Utilities sind freilich sehr umstritten. Kürzlich erhielten Nutzer der Cleaning-Software Mackeeper nach einer Sammelklage in der USA sogar Entschädigungszahlungen. Wer seinen Mac aufräumen will, muss sich also fragen, ob der mögliche Nutzen einen eventuellen Schaden überwiegt – und falls ja, mit welchen Tools der Herbstputz am besten gelingt. Auf jeden Fall sollte vor der Putzaktion eine komplette Festplattenkopie angefertigt werden – und bei Unsicherheiten auch zwischendurch.

Wie immer stehen Gratislösungen und kostenpflichtige Software zur Auswahl. Folgt man einschlägigen Tests, gibt es nichts, was ein versierter Nutzer nicht von Hand oder mit kostenlosen Tools wie z.B. Dr. Cleaner bewerkstelligen könnte. Die Frage ist nur: Ist man bereit, sich mit einer Vielzahl lediglich eingeschränkt empfehlenswerter Programme auseinanderzusetzen oder zahlt man lieber für eine von seriösen Testern empfohlene Komplettlösung? Ich habe mich für letztere entschieden und das Programm CleanMyMac 3 gekauft, ergänzt um ein paar kostenlose Tryouts und Tools. Mit knapp 40 Euro für eine Einzellizenz keine günstige Lösung – doch sicherlich preiswerter als ein neuer Rechner. Hat es sich gelohnt? Die Reinigungsaktion erwies sich als eine aufschlussreiche Reise in die Tiefen meines Mac…

Was bringt Clean My Mac?

CleanMyMac 3 verfügt über eine sehr gut gestaltete, übersichtliche und vor allem fallweise Entscheidungen ermöglichende Benutzeroberfläche. Im Gegensatz zu Gratisprogrammen fallen die Optionen differenzierter und die Erläuterungen hilfreicher aus. Es macht Spaß, das Programm zu benutzen. Der erste Scan ergab immerhin 7,09 GB an überflüssigen Daten. Darunter befanden sich allerdings auch Caches, die sich nach dem Löschen wieder neu aufbauen. Gleichwohl hat es sicherlich nicht geschadet, nach mehr als einem halben Jahrzehnt der Nutzung alte Caches und Protokolle zu bereinigen. Probleme traten dabei keine auf.

Erstaunlich, was das Programm alles an Überflüssigem zutage förderte: Ein 238,3 MB umfassendes Original iPhone Software Update 3.1.3 und ein satte 1,2 GB schweres iPhone4 Software Update 7.1.2 (1,2 GB) beispielsweise – obwohl wir längst das iPhone 6 mit iOS 9 nutzen und die alten Geräte abgemeldet haben. Oder Software längst verschrotteter Drucker, von TV-Empfangssticks aus der Zeit vor dem Streaming und Player, die durch HTML5 überflüssig werden. Insgesamt fanden sich zudem 22 Programmreste bereits vor langer Zeit im Papierkorb gelöschter Programme.

Den Mac aufräumen II: Programme deinstallieren

Will man den Mac aufräumen, sollte die Reinigungsaktion auch ein Anlass sein, sämtliche installierten Programme durchzugehen: Welche erfordern ein Update? Auf welche kann ich verzichten? Da beim Neukauf eines Rechners in der Regel alle Dateien des alten per Migration auf das neue Geräte ‚rübergezogen‘ werden, lohnt sich das Aufräumen auch mit Blick auf die Zukunft. Und mit kürzeren Cloning-Zeiten wird man sofort belohnt.

Auf meinem Rechner erwiesen sich die alte Kalender- und die alte Kontakt-App als überflüssig, da das Betriebssystem nurmehr mit der neuen arbeitet. Ebenso iPhoto und die iPhoto Library, hat man erst einmal sämtliche Fotos in die neue Foto-App importiert. CleanMyMac bietet – anders als Programme aus dem AppStore, die bestimmten Restriktionen unterliegen – die Möglichkeit, vollständigere Deinstallationen unerwünschter Programme vorzunehmen. Beim bloßen Löschen im Papierkorb bleiben auf der Festplatte verteilte Dateien nämlich auf dem Rechner erhalten. Erst spezielle Deinstallationsprogramme räumen gründlicher (wenn auch nicht immer komplett, wie ein Blick in die Library zeigt) auf. Zu diesen zählt übrigens auch die kostenlose, im Vergleich zu CleanMyMac allerdings weniger komfortable Alternative AppCleaner, die zudem Widgets erkennt und löscht.

Mac aufräumen

Nicht alles, was von CleanMyMac als Datenmüll gekennzeichnet wird, ist auch welcher. Das jeweils aktuellste iPhone oder iPad Update zählt sicher nicht dazu. Absichtlich verzichtet habe ich auch auf das Löschen von Sprachdateien, da eine Reihe von Experten davon abraten. Der zum Löschen vorgeschlagene Universal Zusatzcode schienen uns ebenfalls das Risiko nicht wert zu sein, zumal es sich dabei u.a. um Firmware-Updater-Dateien handelt.

Neben Programmen, die lange Zeit nicht mehr oder sogar nie benutzt wurden, kann man natürlich auch bedenkenlos die .dmg- oder zip-Dateien aller Dateien löschen, die bereits ausgepackt und installiert wurden.

Ergänzend zu CleanMyMac bietet MacPaw den Dateiduplikatscanner Gemini an. Er scannt auch ohne Freischaltung; das Löschen doppelter Dateien kann man durchaus von Hand durchführen und daher auf den Kauf verzichten.

Außerdem lohnt es sich, unerwünschte Anmeldeobjekte in den Systemeinstellungen (unter Benutzer & Gruppen) zu löschen, um das Hochfahren des Rechners zu beschleunigen.

Den Mac aufräumen III: Was man noch tun kann

Will man seinen Mac aufräumen, stellt dies zudem den idealen Zeitpunkt dar, endlich Flash zu deinstallieren, jene hochunsichere, durch Dauerupdates nervende, längst ersetzbare und auf iOS-Geräten von Anfang an abwesende Software, die Ghostery, die Tracking sichtbar macht und unterbindet.

Neben dem guten Gefühl, keinen unnützen oder gar die Nutzung beeinträchtigenden Ballast mehr mitzuschleppen, habe ich durch die Aufräumaktion viele, viele Gigabyte Speicherplatz gewonnen. Der Rechner wirkt schneller.

Wer gleichwohl lieber ein neues Gerät kaufen will und Wert auf lange Lebensdauer legt, sollte dabei eine in vielen Jahren der Kauferfahrung stets bewährte Regel beachten: Immer den Zwischenspeicher aufs Maximum aufrüsten!

Mehr über Apple finden Sie im Archiv.

Abbildung: Round Icons*

25. September 2015