Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Mad Men (Episode 4): Bert Cooper und der Japonismus

Wer das Büro von Bertram Cooper (Robert Morse), einem der beiden Gründer und Partner der Werbeagentur Sterling Cooper betritt, muss seine Schuhe ausziehen. Der exzentrische Geschäftsmann trägt zum Dreiteiler stets bunte Socken und eine Fliege und umgibt sich mit japanischen Kunstgegenständen: Wandschirme und Vasen, Skulpturen und Bilder bestimmen die Inneneinrichtung des Raumes.

Japanische Kultur hatte im New York der 1950er und frühen 1960er Jahre einen festen Platz: so unterrichtete der einflussreiche Zen-Lehrer Daisetsu Teitaro Suzuki von 1952 bis 1957 an der Columbia University, und der Bildhauer und Gestalter Isamu Noguchi richtete sich 1961 sein Atelier in Long Island City ein.
Dass der Agenturchef sich ausgerechnet zur Kultur des Zen hingezogen fühlt, überrascht nicht nur mit Blick auf seinen immer wieder hervorgehobenen Patriotismus. Denn Cooper, der in dieser Folge die von Draper und Roger Sterling (dem zweiten Agenturgründer und -partner) betriebene Entlassung des Karrieristen Pete Campbell verhindert, ist nicht nur ein Feingeist, sondern auch ein gewiefter, zu geschäftlicher Härte fähiger Businessman, der klare Prioritäten hat und sie durchzusetzen versteht. Er ist der Mann, der in den Meetings als letzter spricht, wenig sagt und damit viel bewirkt, jemand, dessen seltene Auftritte mit ihrer sprechenden Gestik und Mimik über den weiteren Verlauf der Dinge entscheiden.

Bert Cooper verkörpert den Typus des Weisen – jedoch in einer besonderen Ausprägung. Seine eigentümliche Verbindung von Kapitalismus und Kultur macht ihn zu einer faszinierenden Figur und erscheint wie eine frühe, gleichsam schwarzweiße Vorwegnahme jenes Ineinanders von Ökonomischem und Nicht-Ökonomischem, das sich im Laufe der Serie immer weiter entfaltet.

2. Februar 2016