Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Mad Men (Episode 7): Roger Sterling

Austern, Austern, Austern. Dry Martinis, Dry Martinis, Dry Martinis. Und Käsekuchen. Das Mittagessen, das Roger Sterling (John Slattery) und Don Draper – rauchend – zu sich nehmen, würde schon Übelkeit auslösen, wenn die beiden danach nicht noch 23 Stockwerke zu Fuß bewältigen müssten, weil der Fahrstuhl (von Don veranlasst, um sich am Womanizer Roger zu rächen) ausfiele. Als Roger schließlich oben ankommt, muss er sich vor wichtigen Kunden spektakulär übergeben. You never have a second chance to make a first impression.

Und doch kann man nicht anders, als gute Laune zu bekommen, wann immer der agile, attraktive Roger Sterling in dieser Serie auftaucht. John Slattery macht jede noch so kleine Bewegung seiner Figur zu einem Fest. Er ist, wie Matt Zoller Seitz in seinem instruktiven Buch Mad Men Carousel (New York: Abrams 2015) treffend schreibt,

„an actor who excels at playing elegant raconteurs who are aware of their ridiculousness and play it up to disarm their listeners“

Roger Sterling: Agenturgründer, Frauenheld, Trinker, Müßiggänger. Man traut ihm nicht viel zu, doch im entscheidenden Moment versteht er es sehr wohl zu arbeiten. Man mag ihn trotz seines chauvinistischen Charmes, weil dahinter nichts als Lebenslust und Respekt für das Gegenüber aufscheint. Seine unverblümten Sprüche zählen zu den besten Dialogzeilen der Serie. Roger kann sehr großzügig sein – materiell ebenso wie menschlich. Man möchte mit diesem Mann um die Häuser ziehen, jede Menge Martinis trinken und Austern schlürfen.

Hinweis: Die DVD-Box „Mad Men. Die komplette Serie“ verwechselt die Reihenfolge der Episoden. Episode 7 erscheint dort fälschlicherweise als Episode 6.

23. Februar 2016