Der Blog von Dirk Hohnsträter
Newsletter

Wortwörtlich (21): Leatherette

Am vergangenen Wochenende feierte der Verlag Matthes & Seitz Berlin sein zehnjähriges Bestehen. Zum Programm gehörte auch die Premiere von Esther Kinskys neuem Buch Am Fluß. Kinsky, eine der besten deutschsprachigen Autorinnen unserer Gegenwart, hat ihren dritten Roman im Osten Londons angesiedelt, durchsetzt von Exkursen in andere Teile der Welt. Einzelne Passagen widmen sich dem Handel und den Dingen, zum Beispiel folgende:

„Wir hielten an einem schiefen Lokal am Stadtrand, wo Sandys Freund kleine Geschäfte betrieb. Mein Kind wimmerte vor Hitze auf der klebrigen Kunstlederbank. Kunstleder nannte man hier leatherette, ein Wort, das angesichts dieser Bänke etwas absurd Zärtliches entfaltete. Zum Trost für die Künstlichkeit schenkt man den Dingen einen Kosenamen.“

Quelle: Esther Kinsky: Am Fluß. Roman. Berlin: Matthes & Seitz 2014, S. 110f. 22,90 Euro.

25. August 2014