Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Wortwörtlich (23): Valuta

Bereits vor Erscheinen erhielt Lutz Seiler für sein Romandebüt Kruso den Uwe-Johnson-Preis. Ein geeigneterer Preisträger lässt sich kaum denken, und nur zu Recht ist Seilers großartiger Roman auch für den Deutschen Buchpreis nominiert worden. Ebenso einfühlsam wie souverän und mit großem sprachlichen Takt gelingt es ihm, die Insel Hiddensee zwischen Juni und November 1989 als einen Mikrokosmos deutscher Geschichte und menschlichen Lebens darzustellen. Als die durchlässig gewordene Grenze auch die Gemeinschaft der Insel brüchig werden lässt, äußert sich die Titelfigur Kruso folgendermaßen:

„‚Einige werden wiederkommen, viele sogar. Sie haben die Insel im Stich gelassen, ja, aber bald werden sie begreifen, dass auch mit Valuta …‘
Selbst aus Krusos Rede schimmerte das Wort wie ein Goldstück im Dunkel, es glänzte und klimperte verstohlen, und es roch gut, Valuta, Geld aus dem Westen, welch satter, gediegener Klang, Geld aus dem Osten dagegen war Schweinetonne und Aluminiumbesteck …“

Quelle: Lutz Seiler: Kruso. Roman. Suhrkamp Verlag Berlin 2014, S. 217. 22,95 Euro.

8. September 2014