Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Wortwörtlich (58): Dieter Bartetzko

Vergangene Woche starb, im Alter von nur sechsundsechzig Jahren, der unvergleichliche Frankfurter Architekturkritiker und Schlagersänger Dieter Bartetzko. Er zählte zu jenen Ausnahmejournalisten, die man persönlich zu kennen glaubte, nur weil man ihre Texte viele Jahre lang las. Bartetzko, von dem es im Nachruf eines Kollegen so treffend hieß, er habe über die vermeintlich muffigen Fünfziger Jahre geschrieben wie über eine lebenssüchtige Welt mit Schatten, wurde erst im Alter von 45 Jahren festes Redaktionsmitglied. Seinen Artikeln, die sich – in den Worten von Jürgen Kaube – verlorener Fälle annahmen, kam die innere Unabhängigkeit ihres Autors zugute. Niemand schrieb über Frankfurt am Main wie er. Mit Sätzen wie diesem, der einen feuilletonistischen Sonntagsspaziergang im Umland der Stadt überraschend einleitet:

„Gesträubte Kräusellocken, gefletschte Reißzähne, Raubtieraugen – der Löwenkopf ist feinste Frührenaissance.“

Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 226 vom 28. September 2013, S. B6.

25. Mai 2015