Wortwörtlich (6): Piketty

Hunderttausend Dollar Vortragshonorar boten Veranstalter in Hongkong dem französischen Wirtschaftswissenschaftler Thomas Piketty, dessen Buch Kapital im 21. Jahrhundert gerade zu einem internationalen Bestseller avanciert. Nils Minkmar, der vergangene Woche in einem vorzüglichen Artikel im Feuilleton der FAZ über seinen Besuch bei Piketty berichtete, fasst die Bedeutung der Forschungsergebnisse des Ökonomen folgendermaßen zusammen:

„Der Einfluss jener, die ihr Geld schlicht geerbt oder auf unmoralischen, ja, illegalen Wegen vermehrt haben, der Oligarchen und der Steuerhinterzieher, ist stärker als die matte politische Repräsentanz der ausgebrannten Mittelschichten. Öfter mal müde und abgespannt, volle Arbeitstage und doch regelmäßig zu Gast im Dispo? Dann empfiehlt sich diese Lektüre von ‚Capital au XXIe siècle‘, um zu kapieren, dass es mit individueller Work-Life-Balance, mit Coaching und Duftkerzen an der Badewanne allein nicht zu ändern ist.“

Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 106 vom 8. Mai 2014, S. 11.