Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Über das Trinken von Wasser und die Retap-Flasche

Wasser ist die neue Cola. Bereits vor zwanzig Jahren stellte Hans Magnus Enzensberger fest, dass zukünftig nicht Markenartikel, „sondern elementare Lebensvoraussetzungen wie Ruhe, gutes Wasser und genügend Platz“ als das Begehrenswerteste erscheinen werden. Und David Brooks ergänzte in seinem im Jahr 2000 erschienenen, nach wie vor einschlägigen Buch über die Bobos, dass heute mit Produkten, „die früher einmal billig waren“, bemerkenswerte Distinktionsgewinne erzielt werden können – vorausgesetzt, man zeige dabei „einen immer erleseneren Geschmack für immer einfachere Dinge“. Das Trinken von Wasser aus der Retap-Flasche ist dafür ein Paradebeispiel.

Neben Distinktionsbestrebungen gibt es natürlich auch pragmatische Gründe, statt Zuckerwasser pures Wasser zu trinken, allen voran gesundheitliche. Bleibt gleichwohl die Frage: woraus? Bei aller Bequemlichkeit wird man es irgendwann leid, ständig neue, kleine Plastikflaschen nachzukaufen. Die Preise sind nicht nur auf Flughäfen überzogen, das Pfandsystem ist so unpraktisch, dass es zu trotzigem Wegwerfen verleitet, und richtig gut schmeckt Mineralwasser aus den knisternden Kunststoffbehältnissen auch nicht. Stabilere, nachfüllbare PET-Flaschen empfehlen sich aus ähnlichen Gründen nicht: sie enthalten gesundheitlich bedenkliche Weichmacher, beeinflussen – wie auch Metallbehälter – den Geschmack nachteilig und tragen, einmal unansehnlich geworden und entsorgt, zu einem beinahe unverrottbaren Abfallberg bei.

Bleiben Glasflaschen. Wer will, kann eine preiswerte Bügelverschlußflasche wiederverwenden, doch die ist trotz ihres hohen Gewichts nicht bruchsicher. Spielt das Gewicht keine Rolle, stellen die schicken, dank einer Silikonmanschette sehr robusten Trinkflaschen von Lifefactory eine gute Wahl dar (die Halbliterflasche kostet prestigeverstärkende 24,90 Euro). Noch überzeugender im Design ist allerdings die aus Dänemark stammende Retap-Flasche (ab 9,95 Euro). Der Name steht für „refilling with tap water“, und das Objekt ist ein gestalterisches Bravourstück.

Retap Flasche

Außerordentlich leicht, liegt die in drei Größen erhältliche Flasche hervorragend in der Hand. Sie hat eine rillenfreie Öffnung, die das Trinken spürbar angenehmer und das Reinigen erheblich leichter macht als bei anderen Flaschen. Zudem enthält sie keine Kanten, an denen sich Bakterien ansiedeln könnten. Gefertigt aus dem auch in der Reagenzglasherstellung Verwendung findenden, sehr haltbaren Borosilicatglas, braucht man sich um die Stabilität kaum Sorgen zu machen (es ist überdies sehr hitzebeständig und damit spülmaschinengeeignet). Zerbricht eine Flasche dennoch, garantiert Retap lebenslang gegen eine geringe Gebühr Ersatz. Der in diversen Farben verfügbare, auch einzeln nachkaufbare Deckel aus BPA-freiem, thermoplastischem Elastomer hält dicht, solange die Flasche nicht allzu kräftig durchgeschüttelt wird.

Mag man sich auch über die Fetischisierung eines banalen Alltagsvollzuges mokieren, aus einer solchen Flasche genossen, trinkt sich ein Schluck Leitungswasser bewusster und lustvoller. Und das sogar, wenn niemand dabei zuschaut.

Abbildung: © Retap

8. Januar 2016