Wortwörtlich (11): Retail Therapy

Zum ersten Mal am 24. Dezember 1986 in der Chicago Tribune gebraucht, bezeichnet der elegante englischsprachige Begriff retail therapy jenen stimmungshebenden Impulskonsum, den man in prosaischem Fußgängerzonendeutsch als Frustkauf bezeichnet. 1988 hob die Performance-Künstlerin Marina Abramović die Praxis des therapeutischen Shopping auf ihr ultimatives Niveau. Nach der Trennung von ihrem langjährigen Lebenspartner Ulay flog sie nach Paris und kaufte sich einen schwarzen Hosenanzug und eine weiße Bluse von Yohji Yamamoto:

„Ich war 40 Jahre alt, ich hatte den Mann verloren, den ich liebte und mit ihm meine Arbeit, denn wir haben damals ja alles zusammen gemacht, ich war an einem ganz dunklen Punkt. Und dann habe ich mir dieses wunderschöne, teure Teil gekauft. Ich habe es so genossen. Mir hat das geholfen, in der Tat. Es hat für mich alles geändert.“

Quelle: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung Nr. 23 vom 8. Juni 2014, S. 35.