Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Ein Blick in Kundenmagazine (2): COS

Man nehme: Jil Sander, noch mehr Jil Sander, Céline und einen Schuss Prada, produziere billiger – und schon hat man COS. 2007 gestartet, handelt es sich um eine Marke des Hennes und Mauritz-Konzerns, die im mittleren Preissegment dieselbe Strategie verfolgt wie H&M im niedrigen. Optik und Preis zählen, kreative und handwerkliche Herkunft weniger. Nicht gespart wird hingegen am Kundenmagazin. Werfen wir, bevor die laufende Saison gänzlich der Vergangenheit angehört, einen Blick in das Heft Spring Summer 2014. Seine Komposition: das Erfolgsrezept der Journale Fantastic Man und Gentlewoman, verschlankt und in der Tonalität auf COS abgestimmt. Doch anders als beim Modedesign bedient sich COS beim Kundenmagazin nicht schamlos der Ästhetik anderer, sondern lässt die Urheber persönlich ran. Gert Jonkers und Jop van Bennekom, die Gründer der Vorbildblätter, zeichnen als Art Directors für das knapp 120 Seiten starke, aus verschiedenen Papieren bestehende Heft verantwortlich, das in Großbritannien aufwändig hergestellt wird.

COS

Die aktuelle Ausgabe widmet sich einem modeaffinen Thema: dem Neuen – und man kann es geradezu als kostenlosen, mit Modestrecken („Daisy is wearing a white viscose crepe top with silk organza sleeves from COS“) durchsetzten Bildungsträger bezeichnen. Sechs informative, auf den Punkt formulierte Inserts stellen innovative Bewegungen der Vergangenheit vor: von der Nouvelle Vague über den New Journalism bis zur Neuen deutschen Welle. Hinzu kommen beispielsweise ein Interview mit dem Künstler Tino Sehgal und Fotos von Wolfgang Tillmans. Ein makelloses Magazin. Weit entfernt von den Elendsquartieren in Bangladesh, in denen die Wertschöpfungskette des auftraggebenden Konzerns ihren Anfang nimmt.

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14. Juni 2014