Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Der Preis einer Designerhose

Designermode ist teuer. Und die Margen sind hoch. So weit, so bekannt. Interessant wird es, wenn man genauer hinschaut. Wählen wir als Beispiel einen Klassiker der Männergarderobe: die schwarze Cordhose mit fünf Taschen, Nieten, tiefem Sitz und schmalem Schnitt. Made in Italy. Wie entwickelte sich ihr Preis?

Helmut Lang Corduroy Preis

Helmut Lang, legendär nicht zuletzt wegen seiner peniblen Arbeit an perfekten Passformen, bot im Winter 2005 ein Modell in „vintage corduroy“ an – für 205 Euro. Es war Langs letzte Kollektion; er hatte die von ihm gegründete Marke bereits im Frühjahr verlassen. Der neue Star der Männermode hieß Hedi Slimane, der bei Dior Homme Langs schmale Silhouette radikalisierte. Seine Cordhose, im Material vergleichbar, im Schnitt aber noch schmaler und mit markanten Abnähern an den Gesäßtaschen versehen, kostete in derselben Saison 270 Euro, also etwa ein Drittel mehr. Warum dieser Sprung? Man darf vermuten: weil Slimane gerade Kultstatus erlangt hatte.

Sechs Jahre später, Slimane hatte sich wie zuvor Lang in eine zweite Karriere als Künstler zurückgezogen, schien die Zeit erneut reif für die Cordhose – und für einen weiteren Preisanstieg. Tomas Maier, dessen Arbeit bei Bottega Veneta den Akzent unter anderem auf subtile Texturen legte, erkannte das Potenzial der stets im Schatten der Jeans stehende Hose und brachte eine Corduroy-Kollektion in die Läden. Preis im Winter 2011: 290 Euro. Allem Anschein nach verkauften sich die Hosen bestens. Denn von nun an bot Bottega Veneta das Modell Saison für Saison erneut an. Im Winter 2012 überschritt man die nächste Preisschwelle und verlangte nun 320 Euro. Im Winter 2013 stieg der Preis auf 350 Euro. Testet Bottega Veneta Schritt für Schritt die Zahlungsbereitschaft der Kunden? Und findet möglicherweise heraus, dass Preise praktisch keine Rolle mehr spielen? Eines ist jedenfalls klar: Bleibt es bei 30 Euro Anhebung pro Jahr, wird eine Cordhose von Bottega Veneta im Winter 2015 410 Euro kosten – und damit exakt doppelt so viel, wie man zehn Jahre zuvor bei Helmut Lang dafür bezahlen musste.

Einen Diskussionsbeitrag zum Artikel finden Sie hier; einen Text über Stoffentwicklung bei Bottega Veneta hier.

13. November 2013