Der Blog von Dirk Hohnsträter
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Qualität beurteilen (4): Die Initiative Deutsche Manufakturen

Die „Initiative Deutsche Manufakturen – Handmade-in-Germany“ vertritt Unternehmen, die für eine besondere Wertigkeit stehen. Seit 2014 veranstaltet die Interessensgemeinschaft alljährlich „Tage der Manufakturen“. In diesem Jahr fand die Veranstaltung in der Königlichen Porzellan-Manufaktur (KPM) Berlin statt, erweitert um die Sonderausstellung „Handmade for Men“ und einen „Foodmarket“ zur Einbeziehung der Genusskultur. Was kann man von Initiative und Ausstellung über Qualität lernen?

Die Initiative Deutsche Manufakturen – Handmade-in-Germany

Zu den Mitgliedern der Initiative zählt das 1761 gegründete Schreibgeräteunternehmen Graf von Faber-Castell ebenso wie die traditionsreiche Heidelberger Seifenmanufaktur Klar, aber auch jüngere Gründungen wie die Firma Burmester, die High-End-Audiosysteme herstellt.

Manufakturen

Aussteller der diesjährigen Manufakturtage waren darüber hinaus Berliner Unternehmen wie die Maßschneiderei Purwin & Radczun sowie zwei Druckwerkstätten, nämlich die Lettertypen und Erik Spiekermanns Druckerei p98a.

Die Qualitätskriterien der Initiative Deutsche Manufakturen

Auf ihrer Website gibt die Initiative eine Reihe von Qualitätskriterien an, denen ihre Mitglieder gerecht werden müssen, darunter folgende:

Manufakturen

Will ein Unternehmen Mitglied werden, muss es sich zur Einhaltung dieser und weiterer Kriterien verpflichten:

„Bei Aufnahme einer Manufaktur in die Initiative müssen mindestens 80% von 100% dargestellt werden können. Der Nachweis kann auch für einzelne Produktlinien oder Unternehmensteile geliefert werden und erfolgt nach Selbstauskunft in Form des ausgefüllten Kriterienbogens.“

Zweifellos handelt es sich bei diesem Katalog um wichtige und keineswegs selbstverständliche Kriterien. Die pragmatische Einschränkung auf Teile des Unternehmensprofils sowie das Vertrauen in die Selbstauskunft der Unternehmen legt es allerdings nahe, genauer hinzuschauen.

Qualitätsbewusstsein: Unterschiede schätzen und unterscheiden können

Im Ausstellungskatalog ergänzt die Initiative ihren Kriterienkatalog und führt auch die „Transparenz des Produktionsprozesses und der verwendeten Materialien“ an. Und in den Ausstellerinformationen heißt es:

„Manufakturprodukte erzählen die Geschichte ihrer Macher – leidenschaftliche Menschen, die auf der Suche nach Perfektion Dinge erschaffen, die bleiben.“

Die Manufakturtage boten Gelegenheit, mit einigen Machern ins Gespräch zu kommen, beispielsweise den Gründern der Berliner Manufaktur Paleomio, die aus Nüssen, Samen und Trockenfrüchten ein ebenso durchdachtes wie schmackhaftes Riegelsortiment herstellt, das ohne Zusatz von Haltbarmachern, Füllstoffen oder zuckerhaltigen Geschmacksgebern auskommt. Auf die Herkunft ihrer Zutaten angesprochen, gaben sie mir freimütig Auskunft. Wie bei einer wachsenden Zahl von Produzenten guter Lebensmittel sind auch die Paleomio-Macher skeptisch gegenüber allzu rigiden (Bio-)Zertifizierungen und verwenden diese daher nur, wenn es ihnen sinnvoll erscheint. Wichtiger als die schematische Vertrauensstiftung durch Siegel sind Kompetenz und Können. Auf Seiten der Konsumenten bedeutet Qualitätsbewusstsein folglich zu wissen, womit man sich umgibt, was man an sich heranlässt und sich einverleibt, kurzum: einschätzen zu können, was einen Unterschied macht.

Von Zeit zu Zeit werfe ich einen Blick auf Zeitschriften, Portale, Veranstaltungen, Unternehmen und Kritiker, die für ein bestimmtes Qualitätsverständnis stehen. An welchen Kriterien orientieren sich ihre Bewertungen? Und wie sind sie ihrerseits zu beurteilen? Folge 1 beschäftigt sich mit dem Lifestyle-Magazin Quality, Folge 2 mit dem gesellschaftlichen Trend zur Quantifizierung, Folge 3 mit dem Wahlversprechen Lebensqualität.

Abbildung: Round Icons*

28. September 2017