Drinking, fast and slow: Die Bar Italia in London Soho
Vielleicht liegt der größte Unterschied zwischen einer italienischen Bar alten Typs und den zeitgenössischen Third-Wave-Kaffeebars gar nicht im Geschmack, sondern in der Geschwindigkeit, mit der die Getränke zubereitet werden. Die Bar Italia im Londoner Stadtteil Soho beweist es.
Es ist, als wollten die bisweilen quälend langsam arbeitenden Baristas demonstrieren, dass sich das Wort Espresso vom italienischen esprimere = ausdrücken ableitet und mit dem Wörtchen express = schnell nichts zu tun hat. Dass man in Frankreich, einem für seinen lausigen Kaffee bekanntem Land, gegen die Etymologie einen „Express“ serviert bekommt, sollte also niemanden verwundern. Doch leider verstärkt die betont entschleunigte Art manches modernen Barista nicht nur die Vorfreude auf eine vollendete Tasse. Es stellt die Geduld des Gastes bisweilen gehörig auf die Probe, wenn der Tresengeek seinen kunstfertigen Griff monoman in Szene setzt.
Da wünscht sich der eilige Gast einen Schuss italienischer Nervosität, wie man sie beispielsweise in der Bar Italia im Londoner Stadtteil Soho erleben kann. Umringt von zahlreichen Gelegenheiten, deutlich besseren Kaffee zu genießen, bekommt man bisweilen gleichwohl Lust auf einen Besuch, um hier für ein paar Minuten Abstand zum Kaffeekünstlertum zu gewinnen.
Lesen Sie zum Thema Kaffee auch die Artikel über
- die Kaffeeröstereien Bonanza und Friedl in Berlin, Van Dyck in Köln, Helder & Leeuwen in Mannheim und Phoenix Coffee Roaster in Dresden
- die Cafés Wackers in Frankfurt, Adrianos in Bern, Giro in Berlin und viele andere
- die Luxusbohne Jamaica Blue Montain und den nicht mehr hergestellten Espressokocher Stella Satinata
- Sepp Dressigners großartige Kaffeehausfotografien sowie
- einen Film, in dem Brady Haran zum ersten Mal Kaffee trinkt.